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Report 2020

Der Revisionsmarkt der kotierten Unternehmen in der Schweiz wird durch den Swiss Audit Monitor seit 2013 umfassend und systematisch untersucht. In einem jährlich erscheinenden Report werden die Revisionshonorare, die zusätzlichen Honorare, die Mandatsdauer der Revisionsgesellschaften und die verwendeten Rechnungslegungsstandards von Unternehmen des Swiss Market Index (SMI) und Swiss Performance Index (SPI) erhoben und ausgewertet.

Der vierten Ausgabe des Swiss Audit Monitor liegt das Geschäftsjahr 2019 zugrunde. Gegenüber der letztjährigen Ausgabe gibt es folgende nennenswerte Veränderungen und Erkenntnisse:

  • Das Gesamtvolumen der von den in der Schweiz kotierten Unternehmen weltweit entrichteten Revisions- und Zusatzhonorare beläuft sich 2019 auf CHF 708.7 Mio. Damit hat es sich seit der erstmaligen Erhebung 2013 leicht erhöht (um CHF 26.5 Mio., bei einer Zunahme von zwei Mandaten während dieses Zeitraums).
  • Die Revisionshonorare machen CHF 575.1 Mio. und Zusatzhonorare CHF 133.6 Mio. aus. Die Bedeutung der im SMI enthaltenen, 20 grössten Unternehmen zeigt sich darin, dass bei diesen rund zwei Drittel dieser Honorare anfallen. Der Rest verteilt sich auf die weiteren 192 kotierten Unternehmen.
  • Das durchschnittliche Revisionshonorar je kotiertem Unternehmen blieb im Vergleich zu den Vorjahren mit CHF 2.7 Mio. unverändert. Auch hier zeigt sich die Bedeutung der Unternehmen des SMI, bei denen das Durchschnittshonorar CHF 19.8 Mio. beträgt.
  • Insgesamt gab es sechs Neukotierungen und zwölf Revisionsstellenwechsel. Bei den neu kotierten Unternehmen werden fünf von sechs durch eines der Big 3-Unternehmen EY, KPMG und PwC geprüft. Bei den Revisionsstellenwechseln zeigt sich – zumindest anzahlmässig – ein anderes Bild als in den Vorjahren: 2019 wechselten acht von insgesamt zwölf Unternehmen zu einer Non-Big 3-Gesellschaft.
  • Fünf weitere SPI-Unternehmen haben von IFRS auf Swiss GAAP FER gewechselt. Damit wenden 74 Unternehmen Swiss GAAP FER (2013: 53) und 110 Unternehmen IFRS (2013: 128) an. Die Gründe für einen Wechsel liegen in der zunehmenden Komplexität der IFRS sowie in neuen Standards (wie z.B. IFRS 16 Leasing).

Nachfolgend gehen wir im Detail auf die Honorare, die Marktstruktur, alle Prüferwechsel und die Mandatsdauer sowie auf die Rechnungslegungsstandards bei kotierten Unternehmen in der Schweiz ein.

01

Aufgaben und Nutzen der Revisionsstelle

Im vielschichtigen und arbeitsteiligen Wirtschaftsgefüge besteht ein grosses Bedürfnis nach einem unabhängigen Urteil zur Finanz-, Vermögens- und Ertragslage eines Unternehmens. Die verschiedenen Akteure müssen darauf vertrauen können, dass sich ihr Gegenüber an die Spielregeln hält. Im Zusammenhang mit der Finanzberichterstattung bestehen solche Spielregeln in Form von Buchführungs- und Rechnungslegungsvorschriften. So stipuliert das Schweizer Obligationenrecht eine weitgehende Pflicht zur Buchführung (Art. 957 OR), welche die Grundlage für die Rechnungslegung bildet. Die Pflicht zur Rechnungslegung wiederum unterscheidet sich nach der Grösse: Grundsätzlich soll die Rechnungslegung die wirtschaftliche Lage so darstellen, dass sich Dritte ein zuverlässiges Urteil bilden können (Art. 958 OR). Grosse und börsenkotierte Unternehmen müssen einen der anerkannten Standards zur Rechnungslegung (wie Swiss GAAP FER, IFRS oder US GAAP) anwenden (Art. 962 OR), deren Ziel die Vermittlung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der wirtschaftlichen Lage ist.

 

Spiegelbildlich dazu hat der Gesetzgeber in der Schweiz die Revisionspflicht ausgestaltet (Art. 727 ff. OR): Während kleinere Gesellschaften Gegenstand einer eingeschränkten Revision sind oder sich sogar von der Revisionspflicht befreien können (Art. 727a OR), unterliegen grössere ebenso wie kotierte Unternehmen einer ordentlichen Revision (Art. 727 OR). Mit diesem Konzept trägt der Gesetzgeber den unterschiedlichen Schutzbedürfnissen der verschiedenen Akteure Rechnung. Während bei den Publikumsgesellschaften die Investoren geschützt werden sollen, geht es bei grösseren, sog. wirtschaftlich bedeutenden, Unternehmen um den Schutz der Öffentlichkeit. Bei kleineren Unternehmen sollen besonders die Drittgläubiger und die Minderheitsaktionäre geschützt werden.

 

Unabhängig von den angewendeten Spielregeln (Rechnungslegungsstandards) und der Art der Revision (eingeschränkt, ordentlich) sind die Akteure an einem unabhängigen Urteil über die Finanzberichterstattung interessiert. Im Gefüge der Corporate Governance kommt der externen Revisionsstelle diese Aufgabe zu. Sie hat – im Auftrag der Aktionäre – zu prüfen, ob die Finanzberichterstattung in Übereinstimmung mit dem gewählten Rechnungslegungsstandard erstellt wurde. Darüber erstattet die Revisionsstelle den Aktionären an der Generalversammlung auch einen (zusammenfassenden) Bericht (Art. 728b Abs. 2 OR). Zuhanden des Verwaltungsrates erstellt sie zudem einen umfassenden Bericht mit Feststellungen, nicht nur zur Rechnungslegung, sondern auch zum internen Kontrollsystem sowie der Durchführung und dem Ergebnis der Revision (Art. 728b Abs. 1 OR).

 

Weil Aktionäre nicht über denselben Kenntnisstand wie das Management verfügen, besteht ein zentraler Nutzen der Revision in der Verringerung solcher Informationsasymmetrien (Prinzipal-Agent-Theorie): ein so definierter Nutzen nimmt zu mit steigender ökonomischer und regulatorischer Komplexität. Ein weiterer Nutzen der Revision besteht anerkanntermassen in ihrer präventiven Wirkung. Allein die Tatsache, dass eine Revision durchgeführt wird, hilft fehlerhaftes Verhalten zu vermeiden und fördert eine sorgfältige Informationserstellung (Erwartungsnutzen-Theorie). Die Validierung von Unternehmensinformationen trägt massgeblich dazu bei, die Transaktionskosten zwischen den verschiedenen Wirtschaftsakteuren zu senken (Transaktionskosten-Theorie). Durch eine gesetzlich vorgeschriebene Revision werden im Sinne der Wirtschaft als Ganzes auch die mit einer privaten Validierung solcher Informationen verbundenen Probleme gelöst (Kollektivgut-Theorie).

02

Honorare

Im Jahr 2019 betrugen die von den SPI-Unternehmen insgesamt entrichteten Revisionshonorare CHF 575.1 Mio. Das Gesamtvolumen ist im Vergleich zu den Vorjahren leicht gestiegen, wobei die Zunahme vor allem auf Neukotierungen zurückzuführen ist (vgl. Abbildung 1).

Betrachtet man nur die 176 Unternehmen, welche zwischen 2013 und 2019 konstant im SPI kotiert waren, hat das Volumen der Revisionshonorare in diesem Zeitraum von CHF 503.7 Mio. auf CHF 544.8 Mio. zugenommen. Ebenfalls stieg deren durchschnittliches Revisionshonorar in diesem Zeitraum von CHF 2.9 Mio. auf CHF 3.1 Mio.

Abbildung 1 HONORARENTWICKLUNG SPI

in CHF Mio.

Die Veränderungen gegenüber 2019 sind durch vier Faktoren zu erklären, wie den folgenden Tabellen zu entnehmen ist.

 

 

Im Berichtsjahr 2019 gab es insgesamt sechs Neukotierungen. Diesen standen vier Abgänge entgegen. Der gewichtigste Neuzugang war die Kotierung von Alcon mit einem Revisionshonorar von CHF 11.6 Mio. Für den bedeutendsten Abgang im SPI war CEVA Logistics mit einem Revisionshonorar von CHF 5.0 Mio. verantwortlich. In Summe ergaben sich aus den Veränderungen des Index eine Erhöhung des Volumens der Revisionshonorare von rund CHF 10.0 Mio. Die echten Veränderungen bei den Revisionshonoraren (im Sinne von Veränderungen bei gleicher Revisionsstelle) machten netto CHF -4.5 Mio. aus, wobei diese massgeblich bei grossen Unternehmen wie Credit Suisse, Nestlé und UBS anfielen.

Revisionsstellenwechsel hatten netto keinen wesentlichen Einfluss auf das Volumen der Revisionshonorare, Wechselkurse hingegen mit einem positiven Einfluss von CHF 2.1 Mio. schon.

 

 

Im Jahr 2019 entrichteten die im SMI kotierten, 20 grössten Unternehmen insgesamt CHF 395.1 Mio. für Revisionshonorare, was rund 70% der Gesamtsumme der Revisionshonorare im SPI entspricht. Im Vergleich zum letzten Jahr ist das Total der Revisionshonorare im SMI um rund CHF 2.5 Mio. gesunken.

Abbildung 2 TOP 20 REVISIONSHONORARE 2019 SPI

in CHF Mio.
Revisionsgesellschaft:

Die Position Neu- / Dekotierungen besteht aus dem Zugang von Alcon (CHF +11.6 Mio.) respektive dem Abgang von Julius Bär (CHF -7.0 Mio.). Den grössten Einfluss haben aber die echten Honorarveränderungen (CHF -9.9 Mio.) bei bestehenden Revisionsstellenmandaten: Hier sind bei sieben Unternehmen die Revisionshonorare gesunken (Vorjahr: sechs Unternehmen), wohingegen sie bei zehn gestiegen sind (Vorjahr: 13 Unternehmen). Wechselkurse hatten einen positiven Einfluss von CHF 2.4 Mio.

Das im Jahr 2019 von SMI-Unternehmen durchschnittlich entrichtete Revisionshonorar von CHF 19.8 Mio. ist leicht tiefer, hingegen ist der Median von CHF 11.3 Mio. höher als im letzten Jahr (Vorjahr: Durchschnittshonorar CHF 19.9 Mio.; Median CHF 8.7 Mio.). Die durchschnittlich von SPI-Unternehmen bezahlten Revisionshonorare von CHF 2.7 Mio. (Median CHF 0.5 Mio.) haben sich im Vergleich zum letzten Jahr kaum verändert (Vorjahr: Durchschnittshonorar CHF 2.7 Mio.; Median CHF 0.5 Mio.). Die Revisionshonorare sind also insgesamt relativ stabil geblieben. Das durchschnittlich entrichtete Honorar im SMI von CHF 19.8 Mio. (Median CHF 11.3 Mio.) liegt erwartungsgemäss deutlich über dem im SPI bezahlten Durchschnittshonorar von CHF 2.7 Mio. (Median CHF 0.5 Mio.). Dieser Unterschied ist hauptsächlich durch die Grösse und Komplexität der Unternehmen im SMI zu erklären.

Abbildung 3 VERTEILUNG REVISIONSHONORARE 2019 SPI SPI ex SMI, n=192

Wie bisher wird das durchschnittliche Revisionshonorar sowohl beim SMI wie auch beim SPI ex SMI durch einige Unternehmen mit sehr hohen Revisionshonoraren nach oben verzerrt.

Die Zusatzhonorare sind im SPI leicht auf CHF 133.6 Mio. (Vorjahr: CHF 128.7 Mio.) gestiegen. Im SMI ist das Total der zusätzlichen Honorare um 17.7% auf CHF 95.9 Mio. (Vorjahr: CHF 81.5 Mio.) gewachsen. Die grössten Zusatzhonorare verzeichnen Nestlé, Swiss Re, UBS und Zurich Insurance, welche gemeinsam ein Volumen von CHF 68.8 Mio. aufweisen. Bemerkenswerterweise stammen damit etwas mehr als 50% aller Zusatzhonorare von lediglich vier Gesellschaften. Dabei werden die zusätzlichen Honorare massgeblich von besonderen Ereignissen beeinflusst. Die grösste Steigerung an Zusatzhonoraren verzeichnete Nestlé mit einer Zunahme von CHF 14.7 Mio. auf insgesamt CHF 24.4 Mio.

 

EXKURS: Im Anhang zur Jahresrechnung offengelegte Honorare der Revisionsstelle

Unternehmen, die von Gesetzes wegen zu einer ordentlichen Revision verpflichtet sind, müssen zusätzliche Angaben im Anhang der Jahresrechnung machen (vgl. Art. 961 OR). Dazu gehört der Ausweis des Honorars der Revisionsstelle je gesondert für Revisionsdienstleistungen und andere Dienstleistungen (Art. 961a Ziff. 2 OR und Richtlinie zur Information zur Corporate Governance der SIX Exchange Regulation).

  • Das Honorar für Revisionsdienstleistungen (Revisionshonorar) umfasst alle Tätigkeiten, die auf der Erfüllung einer gesetzlichen Pflicht der gewählten Revisionsstelle beruhen. Dazu gehören die Prüfung der Konzernrechnung, der Obergesellschaft (Holding) sowie der gesetzlichen Einzelabschlüsse der Tochtergesellschaften ebenso wie Honorare für die für die Prüfung beigezogenen Spezialisten.
  • Das Honorar für die anderen Dienstleistungen (Zusatzhonorare, zusätzliche Honorare) umfasst weitere Tätigkeiten, welche von der gewählten Revisionsstelle neben der eigentlichen Prüfungstätigkeit erbracht werden (z.B. Steuerberatung, Rechtsberatung).

Für den Ausweis des Honorars der Revisionsstelle gilt, dass nur derjenige Betrag im Anhang offenzulegen ist, der an die gewählte Revisionsstelle entrichtet wurde. Dies bedeutet, dass das ausgewiesene Revisionshonorar nur dann mit dem Total der Honorare für die Prüfung der Konzernrechnung übereinstimmt, falls alle Tochtergesellschaften vom selben Revisionsunternehmen revidiert werden.

Zu beachten ist weiter, dass sich die Honorarangaben nicht nur auf die Revisionstätigkeit in der Schweiz beziehen, sondern bei einem weltweit tätigen Unternehmen auf die weltweit an das Revisionsunternehmen entrichteten Honorare. Daher sind die ermittelten Honorarvolumen nicht deckungsgleich mit dem Volumen des Schweizer Revisionsmarktes.

 

Von den 212 untersuchten börsenkotierten Unternehmen haben im Jahr 2019 lediglich 31 (14.6%) keine zusätzlichen Leistungen von ihrer Revisionsstelle bezogen (Vorjahr: 29 (13.8%)). Im SMI haben – wie bereits im Jahr 2018 – alle Unternehmen zusätzliche Honorare an ihre Revisionsstelle entrichtet, woraus – in Übereinstimmung mit bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen – geschlossen werden kann, dass grössere Unternehmen generell mehr zusätzliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Setzt man die insgesamt bezahlten zusätzlichen Honorare ins Verhältnis zu den insgesamt bezahlten Revisionshonoraren, machen diese 23.2% (Vorjahr: 22.6%) aus. Der Mittelwert des Verhältnisses der zusätzlichen Honorare zu den durchschnittlichen Revisionshonoraren der letzten drei Jahre, über alle börsenkotierten Unternehmen hinweg betrachtet, beträgt 23.0% (Median: 11.1%). Dies liegt deutlich unterhalb des europäischen Schwellenwertes, welcher die Nichtprüfungsleistungen auf 70% des Durchschnitts der in den letzten drei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren erbrachten Revisionshonorare begrenzt. Von den untersuchten Unternehmen überschreiten immerhin 15 (7.7%) die 70%-Schwelle für zusätzliche Honorare (Vorjahr: 19 Unternehmen (9.8%)), während der überwiegende Teil der in der Schweiz börsenkotierten Unternehmen die Regelungen der Europäischen Union einhalten würde.

Die Branche, in der das geprüfte Unternehmen tätig ist, kann die Berichterstattung und den Umfang der Prüfungsleistungen massgeblich beeinflussen. Dieser Effekt wird durch den Einbezug der Branchenzugehörigkeit erfasst. Die Analyse der durchschnittlichen Revisionshonorare je Branche ergibt, dass Unternehmen der Finanzdienstleistungsbranche mit durchschnittlich CHF 5.5 Mio. die höchsten Honorare für die Abschlussprüfung entrichten. Danach folgen die Unternehmen aus der Verbrauchsgüterbranche und dem Gesundheitswesen, mit CHF 3.7 Mio. respektive CHF 2.4 Mio. durchschnittlich bezahltem Revisionshonorar. Anzumerken ist, dass die zwei Grossbanken (UBS, Credit Suisse) und Zurich Insurance aufgrund ihrer grossen Volumina das Durchschnittshonorar der Finanzdienstleistungsbranche stark beeinflussen. Bei der Verbrauchsgüterbranche ist es hauptsächlich Nestlé und im Gesundheitswesen sind es die beiden Pharmakonzerne Novartis und Roche. Wegen dieser starken Verzerrung bei der Berechnung der Durchschnittshonorare nach Branchen wurde auch der Median herangezogen, der weniger empfindlich gegenüber Ausreissern ist. Sowohl in der Median- als auch in der Durchschnittsbetrachtung sind die Finanzdienstleistungs- und Verbrauchsgüterbranche führend. Hinzu kommt die Technologie- und Telekommunikationsbranche, welche ebenfalls einen vergleichsweise hohen Medianwert aufweisen. Haupttreiber sind hierbei die Grösse und Komplexität der genannten Branchen. In der Immobilienbranche sind dagegen die durchschnittlichen Revisionshonorare mit CHF 0.4 Mio. auch relativ gesehen geringer.

03

Marktstruktur

Seit dem Untergang von Arthur Anderson im Jahr 2002 dominieren die grossen vier Revisionsgesellschaften Deloitte, EY, KPMG und PwC (sog. Big 4) weltweit den Markt. In der Schweiz ist eine ähnliche Struktur zu beobachten, wobei hier bezogen auf den Revisionsmarkt zuweilen gar von den Big 3 (EY, KPMG, PwC) gesprochen wird. Verglichen mit den Vorjahren ist, zumindest bei der Anzahl Mandate, eine geringfügige Abnahme des Anteils der Big 3 bzw. Big 4 im Schweizer Markt feststellbar. So haben 2019 von den 212 untersuchten Unternehmen 30 ein Revisionsunternehmen beauftragt, das nicht zu den Big 3 gehört (Vorjahr: 25 von 210 untersuchten Unternehmen) und 18 ein Revisionsunternehmen, das nicht zu den Big 4 gehört (Vorjahr: 15 von 210 untersuchten Unternehmen). Bei Betrachtung der Revisionshonorare 2019 wird ersichtlich, dass Deloitte, BDO und die übrigen Non-Big 3-Revisionsgesellschaften leicht an Marktanteilen verloren haben und insgesamt CHF 37.9 Mio. (Vorjahr: CHF 40.3 Mio.) erhielten, was einen Anteil von knapp 6.6% (Vorjahr: 7.1%) am Gesamtvolumen der Revisionshonorare aller SPI-Unternehmen ausmacht (vgl. Abbildung 4).

Abbildung 4 DOMINANZ DER GROSSEN SPI Gesamtvolumen Revisionshonorar PwC, EY, KPMG, Deloitte & BDO

Die Dominanz der Big 4-Revisionsgesellschaften Deloitte, EY, KPMG und PwC variiert länderspezifisch. In der Vergangenheit haben in der Schweiz die Big 3 den Markt klar dominiert.

 

EXKURS: Oligopol

Die EU versucht das Oligopol der Big 4 u.a. mit der zwingenden externen Rotation der Revisionsstelle aufzubrechen. Diese sieht vor, dass eine Ausschreibung des Mandats für die Revisionsstelle nach spätestens zehn Jahren erfolgen muss und dieselbe Revisionsgesellschaft maximal 20 Jahre Revisionsstelle eines Unternehmens sein kann. Jedoch ist zu bezweifeln, ob die externe Rotationspflicht zu einer geringeren Konzentration im Markt führen wird. In der Schweiz ist ein ähnliches Verhalten wie bereits im Ausland festzustellen: gelangt ein Revisionsmandat einer Big 4 zur Ausschreibung, folgt in der Regel einer Big 4 eine andere Big 4. Kleinere Revisionsunternehmen kommen nur in Ausnahmefällen zum Zuge. Ein Bild, das auch auf Neukotierungen zutrifft. Dort werden fünf von sechs Unternehmen mit einem Börsengang im Jahr 2019 von Big 3-Revisionsgesellschaften geprüft.

EXKURS: Rotationspflicht

In der Diskussion zur externen Rotationspflicht kommt die Tatsache zu kurz, dass ein Oligopol nicht zwingend zu mangelndem Wettbewerb oder Preisabsprachen führt. So sind die Revisionshonorare bei den SMI-Unternehmen mehrheitlich stabil und Unternehmen wechseln auch ohne gesetzliche Pflicht die Revisionsstelle. Ausserdem verfügen die kleineren Revisionsunternehmen oft nicht über das erforderliche internationale Netzwerk und können sich die immer wichtigeren und grösseren Investitionen in eine leistungsfähige IT-Infrastruktur (z.B. für aufwändige Datenanalysen) kaum leisten. Aus diesen Gründen wird ein weltweit tätiger Grosskonzern kaum auf die Dienste einer Big 4-Revisionsgesellschaft verzichten können.

 

Bei einer näheren Betrachtung der Anzahl der Mandate pro Revisionsgesellschaft (vgl. Abbildung 5) ist ersichtlich, dass PwC als Marktleader in den vergangenen sieben Jahren netto zehn Mandate und EY netto zwei Mandate verloren haben, während KPMG und Deloitte einen Zugang von netto einem sowie BDO netto von neun Mandaten verzeichnen konnten. Per Ende 2019 prüfte PwC damit 86 SPI-Unternehmen, EY 49, KPMG 47, BDO 12 und Deloitte ebenfalls 12.

Abbildung 5 REVISIONSKUNDEN 2016-2019 SPI Jeweils zum 31.12. des Jahres (Kotierungen und Dekotierungen sind auch enthalten)

Anzahl Mandate

Ein anderes Bild ergibt sich bei Betrachtung des Gesamtvolumens an Revisions- und Zusatzhonoraren (vgl. Abbildung 6). Im untersuchten Zeitraum hat PwC trotz einem anzahlmässigen Rückgang an Mandaten den Umsatz gehalten (CHF 258.9 Mio. in 2013 bzw. CHF 260.5 Mio. in 2019). EY hat zwischen 2013 und 2019 im Marktsegment der SPI-Unternehmen einen Verlust von CHF 53.8 Mio. hinnehmen müssen, während KPMG eine Steigerung des Umsatzes mit SPI-Unternehmen von CHF 193.0 Mio. (2013) auf CHF 253.2 Mio. (2019) verzeichnen konnte. Das Gesamtvolumen von Deloitte nahm von CHF 21.7 Mio. (2013) auf CHF 37.6 Mio., jenes von BDO von CHF 0.4 Mio. (2013) auf CHF 3.1 Mio. zu.

Abbildung 6 GESAMTHONORARE BIG 4 SPI

in CHF Mio.

Die Verhältnisse zeigen sich im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr relativ stabil. Dabei handelt es sich um eine zeitpunktbezogene Bestandesaufnahme, die sich in den kommenden Jahren verändern dürfte: So ist bereits bekannt, dass u.a. Credit Suisse (Revisionshonorar 2019: CHF 56.0 Mio.) und Nestlé (Revisionshonorar 2019: CHF 37.0 Mio.) für das Geschäftsjahr 2020 sowie Swiss Re (Revisionshonorar 2019: CHF 30.8 Mio.) für das Geschäftsjahr 2021 die Revisionsstelle wechsel werden. Aufgrund der zum Teil langen Mandatsdauern in der Schweiz und den diametral entgegenstehenden Entwicklungen in der Europäischen Union ist zu erwarten, dass in naher Zukunft Revisionsstellenwechsel bei weiteren kotierten Unternehmen zu verzeichnen sind – mit entsprechenden Auswirkungen auf die erläuterten Zahlen.

Abbildung 7 DURCHSCHNITTSHONORARE PRO BIG 4 GESELLSCHAFT SPI

in CHF Mio.

Die untenstehende Tabelle zeigt, durch welche Faktoren die Veränderung des Volumens der Revisionshonorare bei den einzelnen Revisionsunternehmen beeinflusst wird: PwC konnte netto am meisten von Neukotierungen profitieren. Haupttreiber war hierbei die Kotierung von Alcon mit einem Honorar von CHF 11.6 Mio. Bei bestehenden Mandaten hat das Volumen der Big 4-Gesellschaften – abgesehen von KPMG – bei allen Revisionsunternehmen abgenommen, verhältnismässig am meisten bei Deloitte. Die Veränderungen aufgrund eines Revisionsstellenwechsels werden im nächsten Abschnitt analysiert.

 

04

Prüferwechsel und Mandatsdauer

Bei näherer Betrachtung der Veränderung der Revisionsmandate wird zwischen Wechseln von bestehenden SPI-Unternehmen sowie Neu- und Dekotierungen unterschieden. Die folgenden Ausführungen haben ausschliesslich den Wechsel von bestehenden SPI-Unternehmen zum Gegenstand. Die Abgänge und Zugänge werden nicht thematisiert.

 

 

Im Jahr 2019 haben insgesamt zwölf Unternehmen, die dem SPI schon zuvor angehörten, ihre Revisionsstelle gewechselt (Vorjahr: sechs Unternehmen). Die grössten Veränderungen gab es bei KPMG, welche netto vier Mandate verloren hat, sowie bei den Übrigen, welche drei zusätzliche Mandate verzeichnen konnte. Von den zwölf Unternehmen, die ihre Revisionsgesellschaft 2019 gewechselt haben, wählten acht eine Non-Big 3-Revisionsgesellschaft.
Der im Jahr 2019 gegenläufige Trend, dass verhältnismässig viele Prüfkunden zu Non-Big 3-Gesellschaften gewechselt haben, relativiert sich mit Blick auf den Gesamtmarkt. Nach wie vor beherrschen die Big 3 mit insgesamt 182 bzw. die Big 4 mit insgesamt 194 von 212 Mandaten den Markt deutlich. Die Revisionsstellenwechsel haben also insgesamt wenig Einfluss auf die Konzentration in der Branche und die Dominanz der Big 4 ist weiterhin deutlich ersichtlich.

Honorare beim Wechsel der Revisionsstelle

Mit CHF 4.2 Mio. Gesamthonorar war die Swisscom das grösste Mandat, bei dem es im Jahr 2019 zu einem Revisionsstellenwechsel gekommen ist. Das Volumen aller Mandate, bei denen im Jahr 2019 ein anderes Revisionsunternehmen gewählt wurde, beläuft sich auf CHF 8.2 Mio. Die Verschiebung von Honoraren (Revisionshonorare und zusätzliche Honorare) durch Revisionsstellenwechsel für den ganzen Untersuchungszeitraum 2013 – 2019 beläuft sich auf CHF 100.0 Mio.

Zu beachten ist, dass es sich bei den Honorarvolumina um eine Momentaufnahme handelt. Diese kann stark beeinflusst sein durch den Wechsel eines grossen SMI-Unternehmens. Wie in den Ausführungen zur Markstruktur dargelegt, werden 2020 und 2021 mit Credit Suisse, Nestlé und Swiss Re mindestens drei SMI-Unternehmen die Revisionsstelle wechseln.

Auch zu beobachten ist, dass bei einem Wechsel der Revisionsstelle das Revisionshonorar in den meisten Fällen sinkt. Betrachtet man den Zeitraum 2013 – 2019, so ist bei 41 der 55 SPI-Unternehmen, welche die Revisionsgesellschaft gewechselt haben, das Revisionshonorar gesunken, und zwar im Durchschnitt um 9.2% (Median -14.5%).

Auffallend sind dabei zwei gegensätzliche Beispiele: Nach dem Wechsel der Revisionsstelle von EY zu Deloitte im Jahre 2017 ist das Revisionshonorar bei LafargeHolcim um 14.7% von CHF 17 Mio. auf CHF 14.5 Mio. gesunken. Beim Wechsel der ABB von EY zu KPMG hingegen ist das Revisionshonorar im ersten Jahr um 30.9% von CHF 25.5 Mio. auf CHF 33.4 Mio. gestiegen. Im Jahr 2019 verzeichneten die Swisscom mit einer Erhöhung des Revisionshonorars um CHF 0.3 Mio. bzw. Bell Food Group mit einer Reduktion von CHF 0.4 Mio. die grössten Veränderungen nach einem Wechsel, was verdeutlicht, dass die Verschiebungen im Jahr 2019 relativ gering waren.

Von den 55 Unternehmen, die seit 2013 ihre Revisionsstelle gewechselt haben, sind bei 31 Unternehmen die zusätzlichen Honorare nach dem Wechsel gesunken, bei 15 Unternehmen gestiegen und bei neun Unternehmen gleich geblieben. Da die zusätzlichen Honorare stark von anderen Faktoren abhängen, kann aus dieser Beobachtung alleine nicht geschlossen werden, dass die zusätzlichen Honorare nach einem Revisionsstellenwechsel im Allgemeinen sinken.

Abbildung 8 HONORARE BEI WECHSEL DER REVISIONSSTELLE

Revisionshonorar in CHF Mio.

EXURS: Wahl der Revisionsstelle

Die Forschung zeigt, dass die wichtigsten Eigenschaften der Revisionsstelle die Fach- und Branchenkenntnisse, die Prüfungsqualität sowie die Unabhängigkeit sind. Das Honorar der Revisionsstelle hängt von verschiedenen Determinanten ab, wovon die wichtigsten die Grösse des Unternehmens, die geographische Verteilung und Anzahl der Tochtergesellschaften sowie die Branche sind.

Als Gründe für einen (freiwilligen) Wechsel der Revisionsstelle werden ein neuer, unabhängiger Blick, aber auch das Honorar angeführt. Entsprechende Auswertungen zeigen, dass das Revisionshonorar nach einem Wechsel der Revisionsstelle im Durchschnitt tatsächlich sinkt. Diesen Einsparungen stehen aber Kosten in Form des Ausschreibungsprozesses als auch der Einarbeitung des neuen Revisionsunternehmens gegenüber.

Der Verwaltungsrat ist daher angehalten, das Ausschreibungsverfahren fair und transparent zu gestalten. Dazu gehört, die Anforderungen an die Revisionsstelle, aber auch den Ablauf des Auswahlverfahrens (wie z.B. den Zugang zu den Informationen und Vertretern des Unternehmens oder die Art der Präsentationen der Offerten) vorab festzulegen und zu kommunizieren. Gerade bei grossen Unternehmen ist das Ausschreibungsverfahren für das Unternehmen wie auch die Revisionsgesellschaft sehr zeitintensiv. Der Verwaltungsrat soll dies in seiner Entscheidungsfindung entsprechend berücksichtigen und auch beurteilen, welches der geeignete Zeitpunkt für einen möglichen Wechsel ist.

Mandatsdauer

Die durchschnittliche Mandatsdauer der SPI-Unternehmen ist mit 15.8 Jahren fast gleich wie im Vorjahr (Vorjahr: 15.9 Jahre), während der Median 13 Jahre beträgt (Vorjahr: 13 Jahre). Bei 28.8% (Vorjahr: 27.3%) der untersuchten Unternehmen beträgt die Mandatsdauer mehr als 20 Jahre (vgl. Abbildung 9).

Abbildung 9 MANDATSDAUER SPI

in Jahren
Anzahl Firmen

Bei SMI-Unternehmen sind es mehr als 60% der Unternehmen, die seit über 20 Jahren das selbe Revisionsunternehmen haben. Im Durchschnitt ist bei diesen Unternehmen die gleiche Revisionsstelle 20 Jahre (Vorjahr: 20 Jahre) tätig (vgl. Abbildung 10). Die längste Mandatsdauer findet sich nach wie vor bei dormakaba, wo PwC schon seit 113 Jahren die Abschlussprüfung durchführt. Demnach würde ein grosser Teil der SMI-Unternehmen den Unabhängigkeitsvorschriften der Europäischen Union, die eine Rotation der Revisionsstelle nach spätestens 20 Jahren vorsehen, nicht genügen. Die Europäische Kommission will mit der externen Rotation in erster Linie der Gefährdung der Unabhängigkeit begegnen und damit die Qualität der Revision stärken.

Abbildung 10 TOP 20 MANDATSDAUER SPI

in Jahren
Revisionsgesellschaft:

Beim Branchenvergleich zeigt sich, dass es keine signifikant grossen Unterschiede bei der durchschnittlichen Mandatsdauer gibt. Die grössten durchschnittlichen Mandatsdauern haben Finanzdienstleistungs- und Industrieunternehmen sowie Unternehmen im Bereich Grundstoffe, Erdöl/Erdgas und Versorgung. Diese Beobachtung könnte auf die höheren Einarbeitungskosten zurückzuführen sein, welche einen Prüferwechsel weniger attraktiv machen. Ein möglicher Faktor für die höheren Einarbeitungskosten ist die Unternehmensgrösse der genannten Branchen. Aufgrund der Erwartung, dass grössere Unternehmen höhere Prüfungshonorare bezahlen, kann vermutet werden, dass auch die Einarbeitungsphase für diese Unternehmen länger ist. Ein weiterer Faktor in der Finanzdienstleistungsbranche könnte die hohe Regulierungsdichte sein, da noch mehr kundenspezifisches Wissen zur Geschäftstätigkeit und zum wirtschaftlichen Umfeld des Mandanten aufgebaut werden muss.

Abbildung 11 DURCHSCHNITTLICHE MANDATSDAUER NACH BRANCHE

in Jahren

05

Rechnungslegungs­standards

Im SPI sind die International Financial Reporting Standards (IFRS) am weitesten verbreitet – sie werden von 51.9% (Vorjahr: 53.8%) der Schweizer börsenkotierten Unternehmen angewendet. Ebenfalls von einem beachtlichen Anteil der Unternehmen (34.9%) werden Swiss GAAP FER angewendet (Vorjahr: 32.9%). US GAAP wird von 4.7% (Vorjahr: 4.8%) und das Bankengesetz von 8.5% (Vorjahr: 8.6%) der Unternehmen verwendet (vgl. Abbildung 12).

Im Jahr 2019 haben weitere fünf SPI-Unternehmen von IFRS auf Swiss GAAP FER gewechselt. Der pragmatische nationale Standard erfreut sich angesichts der steigenden Komplexität der IFRS gerade bei kleineren und mittelgrossen Industrieunternehmen wachsender Beliebtheit.

Abbildung 12 RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS SPI

Der Anteil der IFRS-Anwender ist seit 2013 um rund 14% zurückgegangen. Während im Jahr 2013 128 Unternehmen IFRS angewendet haben, sind es heute noch 110 Unternehmen. Zur gleichen Zeit ist der Anteil der Swiss GAAP FER-Anwender von 53 Unternehmen im Jahr 2013 auf 74 Ende 2019 gestiegen.

Abbildung 13 ANGEWENDETE RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARDS IM SPI (2013-2019)

Anzahl Unternehmen

Die Veränderungen der angewendeten Rechnungslegungsstandards im SPI werden durch Wechsel des Rechnungslegungsstandards und durch Neu- / Dekotierungen verursacht.

 

 

Seit dem Jahr 2014 wechselten insgesamt 24 Unternehmen den Rechnungslegungsstandard, wobei in allen Fällen ein Wechsel von IFRS zu Swiss GAAP FER vollzogen wurde. Dass die Swiss GAAP FER immer populärer werden, hat mehrere Gründe. Viele Unternehmen nennen hierzu die Praxisnähe von Swiss GAAP FER, ein verbessertes Aufwand-Nutzen-Verhältnis sowie die Anpassung an schweizerische Gegebenheiten. Ein weiterer Grund für die Häufung der Wechsel zu Swiss GAAP FER in den letzten Jahren könnte der neue Rechnungslegungsstandard IFRS 16 Leasing sein, welcher seit dem 1. Januar 2019 verpflichtend anzuwenden ist. Durch diese neue Vorschrift müssen die Nutzungsrechte praktisch aller Leasinggüter aktiviert und eine entsprechende Leasingverbindlichkeit passiviert werden. IFRS 16 wird damit bei vielen Unternehmen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Bilanzbild und damit auch auf Schlüsselkennzahlen, wie z.B. die Eigenkapitalquote, haben. Die Rechnungslegungsvorschriften von Leasing blieben bei Swiss GAAP FER demgegenüber unverändert. Auch richten sich Swiss GAAP FER an national geprägte Unternehmen, während sich IFRS an internationalen Grossunternehmen orientiert. So sind 15 von den 24 Unternehmen, die ihren Rechnungslegungsstandard auf Swiss GAAP FER gewechselt haben, mittelgrosse Industrieunternehmen. Swiss GAAP FER werden im SPI vorwiegend von Industrieunternehmen angewendet, während IFRS neben Industrieunternehmen stark von Unternehmen in der Finanzdienstleistungsbranche, im Gesundheitswesen und in der Verbrauchsgüterbranche eingesetzt werden.

Abbildung 14 RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARDS NACH BRANCHE IM SPI (2019)

Anzahl Unternehmen

Im SMI wenden 75% der Unternehmen IFRS (absolut: 15), 20% US GAAP (absolut: vier) und mit Swatch Group lediglich einem Unternehmen Swiss GAAP FER an. Dies scheint nachvollziehbar, da im SMI die grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen enthalten sind, welche alle international ausgerichtet sind. Das Bankengesetz wird von keinem SMI-Unternehmen angewendet und von den vier SMI-Unternehmen, welche US GAAP anwenden, sind mit Credit Suisse und ABB zwei auch an der New York Stock Exchange (NYSE) kotiert.

 

Für die Analyse der Revisionshonorare nach Rechnungslegungsstandard wurde der SPI ex SMI als Datenbasis genommen, da die SMI-Unternehmen aufgrund ihrer Grösse die Ergebnisse verzerren würden. Die Resultate zeigen, dass bei den SPI ex SMI-Unternehmen US GAAP-Anwender im Durchschnitt fast gleich viel wie IFRS-Anwender an Revisionshonoraren bezahlen. Der starke Rückgang der durchschnittlichen Revisionshonorare bei US GAAP-Anwendern im Jahr 2013 und 2014 ist durch die Dekotierung von Weatherford und den starken Honorarrückgang bei Logitech zu erklären, während der Anstieg im Jahr 2018 hauptsächlich mit dem Honoraranstieg der ABB nach dem Revisionsstellenwechsel zu begründen ist. Dass US GAAP-Anwender deutlich höhere Revisionshonorare als Swiss GAAP FER- sowie Bankengesetz-Anwender bezahlen liegt einerseits daran, dass US GAAP um ein Vielfaches umfangreicher und komplexer sind als die Swiss GAAP FER und das Bankengesetz. Anderseits ist zu berücksichtigen, dass einige nach US GAAP Rechnung legende Unternehmen ebenfalls in den USA kotiert sind bzw. waren und daher die Abschlussprüfung nach den Vorschriften des Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) erfolgt. Zudem sind diese Zahlen aufgrund der kleinen Anzahl an US GAAP-Unternehmen anfällig für Ausreisser, da lediglich sechs der zehn US GAAP-Unternehmen Teil des SPI ex SMI sind. Bei den IFRS-Anwendern sind die durchschnittlichen Revisionshonorare relativ stabil geblieben, obwohl seit 2013 im SPI ex SMI weniger Unternehmen IFRS anwenden. Im Jahr 2019 ergab sich eine leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Diese Erhöhung erklärt sich durch den Wechsel von IFRS Anwendern auf Swiss GAAP FER im Jahr 2019. Der Median bei den IFRS Anwendern ist praktisch unverändert gegenüber dem Vorjahr.

 

Sowohl die Anzahl Anwender wie auch die durchschnittlichen Revisionshonorare der Swiss GAAP FER-Anwender haben seit 2013 leicht zugenommen. Insgesamt sind die Swiss GAAP FER jedoch ein Standard für die kleineren börsenkotierten Unternehmen. Dies erkennt man auch daran, dass die durchschnittlichen Revisionshonorare kleiner sind als bei US GAAP- und IFRS-Anwendern. Das Bankengesetz wird grundsätzlich nur von kleineren börsenkotierten Banken angewendet. Trotzdem sind die durchschnittlichen Revisionshonorare grösser als bei Swiss GAAP FER. Dies deutet auf die hohe Regulierung der Banken und die damit verbundenen höheren Kosten hin (vgl. Abbildung 16).

 

Abbildung 15 DURCHSCHNITTLICHE REVISIONSHONORARE NACH RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS SPI ex SMI

in CHF Mio.

Je höher der Detaillierungsgrad eines Standards, desto höher fallen die durchschnittlich bezahlten Honorare aus. Bei den US-GAAP ist dieser Effekt indes etwas überzeichnet, da deren Anwender meist grosse Unternehmen sind - bei den IFRS gibt es demgegenüber auch viele kleinere und mittelgrosse kotierte Unternehmen.

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Fazit

Das Gesamtvolumen der von den kotierten Unternehmen entrichteten Revisions- und Zusatzhonorare beläuft sich 2019 auf CHF 708.7 Mio. Rund 70% davon oder CHF 395.1 Mio. fallen bei Unternehmen des SMI an, was darauf hinweist, dass bei grossen globalen Unternehmen der Prüfungsaufwand und somit auch das Revisionshonorar höher sind.

 

Die Honorare für andere Dienstleistungen haben sich sowohl im SPI als auch im SMI seit 2013 nur leicht erhöht. Die Zusatzhonorare machen im Durchschnitt 23.2% der Prüfungshonorare aus und liegen daher deutlich unter der in der Europäischen Union festgelegten Schwelle von 70% (wobei doch 15 Unternehmen diese Schwelle überschreiten). Die von Unternehmen des SMI entrichteten Zusatzhonorare von CHF 95.9 Mio. machen 71.7% der im SPI bezahlten Zusatzhonorare von CHF 133.6 Mio. aus.

 

Auch bei der Amtsdauer der Revisionsstelle unterscheiden sich Unternehmen des SMI von denjenigen des SPI: So beträgt die Mandatsdauer der Revisionsstelle bei SMI-Unternehmen im Durchschnitt 19.6 Jahre und bei SPI-Unternehmen 15.8 Jahre. Rund 29% der Schweizer börsenkotierten Unternehmen würden den Vorschriften der Europäischen Union, die eine Rotation nach spätestens 20 Jahren vorsehen, nicht genügen.

 

Die Untersuchung der Revisionshonorare nach Branchen zeigt, dass bei Unternehmen, die in der Finanzdienstleistungsbranche tätig sind, die höchsten Revisionshonorare festzustellen sind. Dies liegt einerseits an der Grösse und Komplexität der Finanzdienstleistungsunternehmen, anderseits an der starken Regulierung im Finanzsektor, was den Prüfungsaufwand wie auch das Prüfungsrisiko zusätzlich erhöht.

 

Im Schweizer Markt ist weiterhin eine deutliche Dominanz der Big 3 zu erkennen. Von den untersuchten Unternehmen werden 85.8% von Big 3-Gesellschaften geprüft und deren Marktanteil am Revisionshonorar beträgt 93.4%. Es ist nicht zu erwarten, dass sich der Revisionsmarkt für mittlere und kleine Revisionsgesellschaften öffnen wird. Wechselt nämlich ein Unternehmen die Revisionsstelle, folgt in den meisten Fällen eine ebenfalls grosse Revisionsgesellschaft. Insgesamt haben im Jahr 2019 zwölf Unternehmen ihre Revisionsstelle gewechselt, was einer Honorarverschiebung von etwas mehr als CHF 8 Mio. entspricht (wovon Swisscom mit CHF 4.2 Mio. die Hälfte ausmachte). BDO und die übrigen kleineren Revisionsgesellschaften konnten zwar sechs der insgesamt zwölf Mandate gewinnen, was netto zu einer Erhöhung des Honorars von nur rund CHF 1 Mio. führte, jedoch den Marktanteil der Non-Big 4-Gesellschaften lediglich um 0.2% auf insgesamt 0.7% erhöhte. Dies verdeutlicht, dass die Revisionsstellenwechsel also insgesamt wenig Einfluss auf die Konzentration in der Branche haben und die Dominanz der Big 4 ungebrochen ist.

 

Bei den zwölf Unternehmen, die ihre Revisionsstelle gewechselt haben, ist bei neun das Honorar gesunken. Betrachtet man den gesamten Untersuchungszeitraum 2013 – 2019, so ist von den insgesamt 55 Revisionsstellenwechseln bei 41 Unternehmen das Honorar niedriger als vor dem Wechsel. Eine Erklärung hierfür ist, dass der Revisionsmarkt ein Verdrängungsmarkt ist und deshalb tiefere Honorare offeriert werden, um sich gegenüber der Konkurrenz durchzusetzen. In Anbetracht dessen ist nicht zu erwarten, dass die Revisionshonorare in Zukunft wesentlich steigen werden.

 

Die IFRS bleiben der verbreitetste Rechnungslegungsstandard im SPI (51.9%), gefolgt von den Swiss GAAP FER (34.9%). Dass sich die IFRS auf international tätige Gesellschaften ausrichten, sieht man an der noch höheren Verbreitung von IFRS im SMI (75%). Trotzdem hat sich in den letzten Jahren eine Tendenz zum Wechsel auf Swiss GAAP FER abgezeichnet, die auf verschiedene Gründe zurückzuführen ist, insbesondere auf Compliance- und Kostenaspekte. Wenn die Komplexität der IFRS weiter zunehmen sollte, ist zu erwarten, dass der Trend weg von IFRS hin zu Swiss GAAP FER gerade bei kleineren und mittelgrossen kotierten Industrieunternehmen anhalten wird. Wenig wahrscheinlich ist jedoch, dass grosse börsenkotierte Unternehmen mit einem internationalen Aktionariat den Rechnungslegungsstandard wechseln. Internationale Kapitalgeber verlangen, dass die Finanzberichterstattung international vergleichbar ist, was durch die Anwendung von IFRS besser ermöglicht wird als durch Swiss GAAP FER.

 

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Markt volumenmässig im Jahr 2019 stabil geblieben ist, eine Tendenz, die seit 2013 anhält. Die Bedeutung der 20 grössten, im SMI enthaltenen Unternehmen ist unverändert gross, zumal bei diesen Unternehmen nicht weniger als zwei Drittel der Honorare anfallen (ein Drittel verteilt sich auf die weiteren 192 kotierten Unternehmen). Verschiebungen in den Marktanteilen der einzelnen Revisionsunternehmen und Veränderungen in anderen Kennzahlen sind daher stark beeinflusst vom Wechsel von SMI-Unternehmen. Dies war 2018 mit ABB und 2019 – in weniger bedeutendem Ausmass allerdings – mit Swisscom der Fall. Da für 2020 bereits Wechsel bei Credit Suisse und Nestlé sowie für 2021 bei Swiss Re bekannt sind, wird es zu grösseren Verschiebungen kommen. Ein Hinweis darauf, dass in der Schweiz die Marktkräfte auch ohne entsprechende gesetzliche Vorschriften spielen. Dasselbe kann übrigens auch für die untersuchte Anwendung der Rechnungslegungsstandards festgestellt werden, wobei diesbezüglich die Schweiz eine Ausnahme darstellt, weil neben IFRS auch andere Standards (wie z.B. die sich einer zunehmenden Beliebtheit erfreuenden Swiss GAAP FER) für börsenkotierte Unternehmen zugelassen sind.

 

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