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Report 2018

Der Swiss Audit Monitor analysiert zum zweiten Mal auf umfassende Weise die Revisionshonorare, die zusätzlichen Honorare, die Mandatsdauer der Revisionsgesellschaften und die verwendeten Rechnungslegungsstandards für die Berichtsperioden 2014 bis 2017 von Unternehmen des Swiss Market Index (SMI) und Swiss Performance Index (SPI).

01

Highlights

Gerne präsentieren wir Ihnen die zweite Ausgabe des Swiss Audit Monitor, in dessen Fokus die SPI-Unternehmen und ihre Geschäftsberichte für das Jahr 2017 standen. Gegenüber der ersten Auflage des Swiss Audit Monitor gibt es folgende nennenswerte Veränderungen und Erkentnisse:

  • Das Marktvolumen der Revisionshonorare ist insgesamt über den SPI gesehen stabil geblieben bei CHF 544 Mio. Auch die insgesamt entrichteten Zusatzhonorare stagnieren praktisch unverändert bei CHF 120 Mio.
  • Das durchschnittliche Revisionshonorar blieb im SPI unverändert bei CHF 2.7 Mio., bei den Unternehmen des SMI ist es minim auf CHF 19.1 Mio.  gesunken (CHF -0.3 Mio.). Im SMI stieg das Revisionshonorar bei allen Banken, während es bei den Industrieunternehmen mehrheitlich gesunken ist.
  • Deloitte gelang mit der Akquirierung der zwei Schlüsselmandate LafargeHolcim (weg von EY, einzige Rochade im SMI) und Panalpina (weg von KPMG) ein Coup und zählt klar zu den Gewinnern der letzten Prüfsaison. Diese Wechsel gehen indes einher mit einem Honorarrückgang, der insbesondere bei LafargeHolcim mit rund CHF 2.5m (- 15%) zu Buche schlägt. Deloitte vermag somit den Rückstand auf die Big 3 etwas zu verringern, muss sich dies jedoch mit tiefen Honoraren gewissermassen „erkaufen“.
  • Im SMI kam es zu zwei Veränderungen: Syngenta (akquiriert durch ChemChina) und Actelion (akquiriert durch Johnson & Johnson) wurden dekotiert. Nachgerückt sind Sika und Lonza; auf die Gesamthonorare im SMI hatten diese Indexmutationen jedoch kaum Auswirkungen (- CHF 0.7m).
  • Fünf SPI-Unternehmen haben im Jahr 2017 von IFRS auf Swiss GAAP FER gewechselt. Dies könnte mit der unmittelbar bevorstehenden Einführung des IFRS 16 Leasing zusammenhängen, der für IFRS-Anwender zu einigen Umstellungen führen wird.

In den folgenden Kapiteln gehen wir näher auf die Honorare, die Markstruktur, die Prüferwechsel und Mandatsdauer sowie auf die Rechnungslegungsstandards ein.

02

Honorare

In 2017 betrugen die von den SPI-Unternehmen insgesamt entrichteten Revisionshonorare CHF 544 Mio. Sie haben sich damit seit letztem Jahr kaum verändert (Vorjahr: CHF 546 Mio.). Im untersuchten Zeitraum von 2014 bis 2017 ist die Gesamtsumme der Revisionshonorare relativ stabil geblieben, obwohl die Anzahl kotierter Unternehmen seit 2013 rückläufig ist (vgl. Abbildung 1).

Abbildung 1 HONORARENTWICKLUNG SPI

in CHF Mio.

Im SMI entrichteten die 20 grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen 2017 insgesamt CHF 381 Mio. für Revisionshonorare, was 70% der Gesamtsumme der Revisionshonorare im SPI entspricht. Im Vergleich zum letzten Jahr ist das Total der Revisionshonorare im SMI um CHF 6 Mio. gesunken. Die Veränderungen gegenüber letztem Jahr sind durch vier Faktoren zu erklären (vgl. untenstehende Tabelle).

 

 

Den grössten Einfluss haben die echten Honorarveränderungen und der Revisionsstellenwechsel. Unter Berücksichtigung der Unternehmen, die in beiden Jahren im SMI enthalten waren, sind bei 11 Unternehmen die Revisionshonorare gesunken, ohne dass es zu einem Revisionsstellenwechsel kam, während sie nur bei sechs gestiegen sind. Diese Beobachtung zeigt, dass die Unternehmen steigende Revisionshonorare nicht einfach hinnehmen, sondern dass die Honorare regelmässig neu verhandelt werden, auch wenn es nicht zu einer Ausschreibung kommt. Im SMI gab es genau einen Revisionsstellenwechsel: LafargeHolcim wechselte von Ernst & Young (EY) zu Deloitte. Dabei kam es zu einem Honorarrückgang in Höhe von CHF 2.5 Mio. (-15%). Die Indexmutationen haben indes nur einen geringen Einfluss auf die Revisionshonorare im SMI. Actelion und Syngenta wurden durch Sika und Lonza ersetzt, deren durchschnittliches Revisionshonorar nur marginal tiefer ausfällt. Wechselkurse hatten insgesamt ebenfalls keinen wesentlichen Einfluss.

 

Das 2017 von SMI-Unternehmen durchschnittlich gezahlte Honorar von CHF 19.1 Mio. und der Median von CHF 8.5 Mio. sind leicht tiefer als im letzten Jahr (Vorjahr: Durchschnittshonorar CHF 19.4 Mio.; Median CHF 8.6 Mio.). Die durchschnittlich von SPI-Unternehmen gezahlten Revisionshonorare von CHF 2.7 Mio. (Median CHF 0.5 Mio.) haben sich ebenfalls im Vergleich zum letzten Jahr kaum verändert (Vorjahr: Durchschnittshonorar CHF 2.7 Mio.; Median CHF 0.6 Mio.). Dies bestätigt, dass die Revisionshonorare insgesamt relativ stabil geblieben sind. Das durchschnittlich gezahlte Honorar im SMI von CHF 19.1 Mio. (Median CHF 8.5 Mio.) liegt erwartungsgemäss deutlich über dem im SPI gezahlten Durchschnittshonorar von CHF 2.7 Mio. (Median CHF 0.5 Mio.). Dieser Unterschied ist hauptsächlich durch die Grösse und Komplexität der Unternehmen im SMI zu erklären (vgl. Abbildung 2).

Abbildung 2 VERTEILUNG REVISIONSHONORARE 2017 SPI SPI ex SMI, n=181

Wie schon im 2016 wird das durchschnittliche Revisionshonorar sowohl beim SMI wie auch beim SPI (ohne SMI) durch einige Unternehmen mit sehr hohen Revisionshonoraren nach oben verzerrt. Die Streuung hat sich seit 2016 weiter erhöht.

Die Zusatzhonorare sind im SPI leicht auf CHF 120.1 Mio. (Vorjahr: CHF 122.1 Mio.) gesunken. Im SMI ist das Total der zusätzlichen Honorare um 10% auf CHF 72.5 Mio. (Vorjahr: CHF 81 Mio.) zurückgegangen. Die Reduktion der zusätzlichen Honorare im SMI ist hauptsächlich durch echte Honorarveränderungen und Revisionsstellenwechsel bedingt. So ging der Revisionsstellenwechsel von EY zu Deloitte bei LafargeHolcim einher mit einer Reduktion der zusätzlichen Honorare um CHF 4.6 Mio. Diese hängt wohl nur bedingt mit dem Revisionsstellenwechsel selbst zusammenhängen, sondern lässt sich durch den allmählichen Abschluss der durch die Fusion im Jahr 2015 notwendig gewordenen Integrationsarbeiten erklären. Die zusätzlichen Honorare werden somit massgeblich von besonderen Ereignissen beeinflusst.

 

2017 haben von den 201 untersuchten börsenkotierten Unternehmen 28 (14%) keine zusätzlichen Leistungen von ihrer Revisionsstelle bezogen (Vorjahr: 26 (13%)). Im SMI haben alle Unternehmen zusätzliche Honorare an ihre Revisionsstelle gezahlt, woraus man – in Übereinstimmung mit bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen – schliessen kann, dass grössere Unternehmen generell mehr zusätzliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Setzt man die insgesamt gezahlten zusätzlichen Honorare ins Verhältnis zu den insgesamt gezahlten Revisionshonoraren, macht dies 22% (Vorjahr: 22%) aus. Der Mittelwert des Verhältnisses der zusätzlichen Honorare zu den durchschnittlichen Revisionshonoraren der letzten drei Jahre, über alle börsenkotierten Unternehmen hinweg, beträgt 25% (Median: 14%). Dies liegt deutlich unterhalb des europäischen Schwellenwertes, welcher die Nichtprüfungsleistungen auf 70% des Durchschnitts der in den letzten drei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren erbrachten Revisionshonorare begrenzt. Von den untersuchten Unternehmen überschreiten lediglich 13 (7%) die 70% Schwelle für zusätzliche Honorare (Vorjahr: 12 Unternehmen (6%)), während der überwiegende Teil der in der Schweiz börsenkotierten Unternehmen die EU-Regelungen einhalten würden.

Abbildung 3 TOP 20 REVISIONSHONORARE 2017 SPI

in CHF Mio.
Revisionsgesellschaft:

Bei den grössten im Schweizer Prüfungsmarkt gezahlten Revisionshonoraren hat sich gegenüber dem Vorjahr nur relativ wenig geändert (vgl. Abbildung 3). Im SMI fällt auf, dass die Revisionshonorare bei allen Banken gestiegen sind, während sich ansonsten eine leicht sinkende Tendenz abzeichnet. Im SPI sticht der starke Anstieg des Revisionshonorars bei Clariant hervor: die Honorare haben sich von CHF 5.8 Mio. auf CHF 11.9 Mio. verdoppelt, dies wahrscheinlich im Zusammenhang mit der geplanten und erst im letzten Moment geplatzten Fusion mit Huntsman. Damit rückt Clariant in den Top 20 von Platz 16 vor auf Platz 10. Neben Syngenta (Dekotierung) ist auch der Versicherer Helvetia aus den Top 20 geflogen. Neu dabei sind demgegenüber der Duty Free-Retailer Dufry und Lonza, der Zulieferer für die Pharma- und chemische Industrie.

03

Marktstruktur

Seit dem Untergang von Arthur Anderson im Jahr 2002, ausgelöst durch den Finanzskandal um den amerikanischen Energiekonzern Enron, dominieren die grossen vier Revisionsgesellschaften Deloitte, EY, KPMG und PwC (sog. Big 4) weltweit den Markt. Auch in der Schweiz ist dieses Phänomen zu beobachten, wobei hier gar von den Big 3 (EY, KPMG, PwC) gesprochen wird. Verglichen mit dem Vorjahr ist jedoch, zumindest bei der Anzahl Mandate, ein geringfügiger Rückgang der Big 3 und Big 4 im Schweizer Markt feststellbar. 2017 haben von den 201 untersuchten Unternehmen 24 ein Revisionsunternehmen beauftragt, das nicht zu den Big 3 gehört (Vorjahr: 18 von 203 untersuchten Unternehmen) und 15 ein Revisionsunternehmen, das nicht zu den Big 4 gehört (Vorjahr: 11 von 203 untersuchten Unternehmen), siehe Abbildungen 4 & 5.

Abbildung 4 REVISIONSKUNDEN 2014-2017 SPI Jeweils zum 31.12. des Jahres (Kotierungen und Dekotierungen sind auch enthalten)

Anzahl Mandate

Auch bei Betrachtung der Revisionshonorare 2017 wird ersichtlich, dass Deloitte, BDO und die übrigen Nicht-Big-3 Revisionsgesellschaften Marktanteile gewonnen haben und insgesamt CHF 36.9 Mio. (Vorjahr: CHF 19.1 Mio.) erhielten, was einen Anteil von knapp 7% (Vorjahr: 4%) am Gesamtvolumen der Revisionshonorare aller SPI-Unternehmen ausmacht (vgl. Abbildung 6). Diese Entwicklung lässt sich aber hauptsächlich mit der erfolgreichen Akquisitionstätigkeit von Deloitte erklären, welche die Mandate LafargeHolcim (CHF 14.5 Mio. Revisionshonorar) und Panalpina (CHF 2.2 Mio. Revisionshonorar) hinzugewonnen hat. Dadurch ist zwar der Marktanteil der Big 3 gesunken, jedoch ist derjenige der Big 4 praktisch gleich geblieben und beträgt immer noch fast 100%.

Abbildung 5 GESAMTHONORARE BIG 4 SPI

in CHF Mio.

Bei Betrachtung der Revisionskunden pro Revisionsgesellschaft ist deutlich zu erkennen, dass PwC in den letzten vier Jahren zwar netto 12 Mandate verloren hat, das Total der Revisionshonorare aber nahezu unverändert bei CHF 192 Mio. geblieben ist (vgl. Abbildungen 4 und 5). Während KPMG von 2014 bis 2016 anzahlmässig jeweils zugelegt hat, ist in 2017 ein Verlust von netto drei Mandaten festzustellen, was zu einem Rückgang des Honorarvolumens geführt hat. Bei EY ist nach dem Verlust von vier Mandaten von 2015 auf 2016 die Anzahl unverändert geblieben, während das Honorarvolumen leicht rückgängig war.

Abbildung 6 DOMINANZ DER GROSSEN SPI Gesamtvolumen Revisionshonorar PWC, EY, KPMG, Deloitte & BDO

Die Dominanz der grossen vier Revisionsgesellschaften Deloitte, EY, KPMG und PwC variiert länderspezifisch. In der Vergangenheit haben in der Schweiz die Big 3 den Markt klar dominiert - im letzten Jahr konnte Deloitte jedoch einige grössere Mandate gewinnen und brachte so etwas Bewegung in den Markt.

Der starke Anstieg der Revisionshonorare bei Deloitte erklärt sich durch die Mandatsübernahme von LafargeHolcim, der hohe Durchschnitt durch die Tatsache, dass Deloitte nur relativ wenige börsenkotierte Unternehmen zu seinen Revisionskunden zählt, diese jedoch relativ gross sind. BDO hat in den letzten drei Jahren konstant Revisionsmandate gewonnen, wobei die Revisionshonorare nur geringfügig gestiegen sind.

Abbildung 7 DURCHSCHNITTSHONORARE PRO BIG 4 GESELLSCHAFT SPI

in CHF Mio.

04

Prüferwechsel und Mandatsdauer

Bei näherer Betrachtung der Veränderung der Revisionsmandate können einerseits Wechsel von bestehenden SPI-Unternehmen und anderseits Neu- und Dekotierungen unterschieden werden (vgl. untenstehende Tabelle). Im Jahr 2017 haben insgesamt neun Unternehmen, die dem SPI schon angehörten, ihre Revisionsstelle gewechselt (Vorjahr: 11 Unternehmen). Dabei hat PwC bei einer Nettobetrachtung vier Mandate verloren, während Deloitte und BDO jeweils um zwei Mandate zugelegt haben, EY ein Mandat verloren hat, KPMG gleich geblieben ist und die übrigen Revisionsgesellschaften um ein Mandat zugelegt haben. Auch bei der Veränderung der Anzahl Mandate pro Revisionsgesellschaft unter Berücksichtigung der Indexmutationen, hat PwC die meisten Mandate verloren. Dies ist auch plausibel, da PwC als Marktleader in der Schweiz am meisten zu verlieren hat. Von den neun Unternehmen, die ihre Revisionsgesellschaft 2017 gewechselt haben, haben fünf eine Nicht-Big-3 Revisionsgesellschaft gewählt. Innerhalb des Zeitraums 2014-2017 haben von den 27 Unternehmen, die ihre Revisionsstelle gewechselt haben, 10 Unternehmen zu einer Nicht-Big-3 gewechselt – davon fielen sechs Mandate BDO zu. Anzumerken ist, dass es sich bei den von BDO gewonnenen Mandaten um kleinere Unternehmen handelt und so auch die gewonnenen Honorare relativ gesehen gering ausfallen. Zudem haben die Nicht-Big-3 Revisionsgesellschaften im untersuchten Zeitraum 2014-2017 auch drei Mandate verloren und somit bei Nettobetrachtung lediglich sieben Mandate von den Big 3 gewinnen können.

 

Honorare beim Wechsel der Revisionsstelle

Die Verschiebung von Honoraren (Revisionshonorare und zusätzliche Honorare) durch Revisionsstellenwechsel beträgt für das Jahr 2017 CHF 20.4 Mio. und für die ganze Berichtsperiode 2014-2017 insgesamt CHF 39.1 Mio. Die grosse Honorarverschiebung im Jahr 2017 ist auf den Revisionsstellenwechsel von LafargeHolcim zurückzuführen, welcher alleine CHF 14.8 Mio. ausmacht. Im Jahr 2017 steht Deloitte bei Nettobetrachtung mit CHF 17.7 Mio. an neuen Honoraren durch Revisionsstellenwechsel als Gewinner da, während EY einen Verlust von CHF 22.1 Mio. an Honoraren von börsenkotierten Unternehmen in Kauf nehmen musste (wobei dies zum grössten Teil auf den Wechsel von LafargeHolcim zurückzuführen ist). KPMG hat netto CHF 3.5 Mio. und PwC CHF 1.9 Mio. verloren, BDO und die übrigen Revisionsgesellschaften haben insgesamt nur CHF 0.3 Mio. akquiriert. Die Revisionsstellenwechsel haben also insgesamt wenig Einfluss auf die Konzentration in der Branche und die Dominanz der Big 4 ist weiterhin deutlich ersichtlich (vgl. Abbildung 8).

Abbildung 8 HONORARE BEI WECHSEL DER REVISIONSSTELLE

Revisionshonorar in CHF Mio.

Ebenfalls zu beobachten ist, dass bei einem Wechsel der Revisionsstelle das Revisionshonorar in den meisten Fällen sinkt. So ist von neun Unternehmen, die ihre Revisionsstelle 2017 gewechselt haben, bei acht das Honorar gesunken und nur bei einem unverändert geblieben. Betrachtet man den Zeitraum 2014-2017, so ist bei 22 der 27 SPI-Unternehmen, welche die Revisionsgesellschaft gewechselt haben, das Revisionshonorar gesunken, und zwar im Durchschnitt um 15% (Median -14%). Diese Beobachtung würde die sogenannte „low balling“-These stützen. Der Revisionsstellenwechsel bei LafargeHolcim könnte ein Beispiel für diese These werden. Nach dem Wechsel von EY zu Deloitte ist das Revisionshonorar um 15% von CHF 17 Mio. auf CHF 14.5 Mio. gesunken, wobei noch abzuwarten bleibt, ob sich das Revisoinshonorar in den folgenden Perioden ensprechend der „low balling“-These erhöhen wird. Bei Betrachtung des gesamten Honorars (Revisionshonorar und zusätzliches Honorar) ist dieses um 32% von CHF 21.9 Mio. auf CHF 14.8 Mio. gesunken. Die Veränderung des zusätzlichen Honorars könnte aber, neben dem Revisionsstellenwechsel, auch von der Fusion von Lafarge und Holcim im Jahr 2015 beeinflusst worden sein. Von den 27 Unternehmen, die seit 2014 ihre Revisionsstelle gewechselt haben, sind bei 15 Unternehmen die zusätzlichen Honorare nach dem Wechsel gesunken, bei sieben Unternehmen gestiegen und bei fünf Unternehmen gleich geblieben. Da die zusätzlichen Honorare stark von anderen Faktoren abhängen, kann mit dieser Beobachtung alleine nicht daraus geschlossen werden, dass die zusätzlichen Honorare nach einem Revisionsstellenwechsel im Allgemeinen sinken.

Mandatsdauer

Die durchschnittliche Mandatsdauer im SPI ist mit 16.5 Jahren fast gleich wie im Vorjahr (Vorjahr: 16 Jahre), während der Median 13 Jahre betrug (Vorjahr: 13 Jahre). Bei 29% der untersuchten Unternehmen beträgt die Mandatsdauer mehr als 20 Jahre (Vorjahr 26%), vgl. Abbildung 9. Bei SMI-Gesellschaften sind es nicht weniger als 55% der Unternehmen, die mehr als 20 Jahre das gleiche Revisionsunternehmen haben. Im Durchschnitt ist bei diesen Unternehmen die gleiche Revisionsstelle 20 Jahre (Vorjahr: 19 Jahre) tätig.

Abbildung 9 MANDATSDAUER SPI

in Jahren
Anzahl Firmen

Die längste Mandatsdauer findet sich bei dormakaba, bei der PwC schon seit 111 Jahren die Abschlussprüfung durchführt (vgl. Abbildung 10). Demnach würde ein grosser Teil der SMI-Unternehmen den Unabhängigkeitsvorschriften der EU, die eine Rotation der Revisionsstelle nach spätestens 20 Jahren vorsehen, nicht genügen. Eine längere Mandatsdauer bringt sowohl Vor- wie auch Nachteile mit sich – wobei sich auch die Wissenschaft nicht einig ist, welcher Effekt überwiegt: Bei einer längeren Mandatsdauer erwirbt der Prüfer ein profundes Verständnis des Unternehmens und kann sich so zu einem echten Sparring-Partner für die Geschäftsleitung und den Verwaltungsrat entwickeln. Eine über längere Zeit erarbeitete Glaubwürdigkeit und eine gute Vertrauensbasis erhöhen zudem oft die Durchsetzungskraft gegenüber dem CFO. Demgegenüber kann genau diese Vertrauensbasis unter Umständen aber auch die Unabhängigkeit des Prüfers beeinträchtigen. Bei einer langen Mandatsdauer kann sich zudem der „Schlendrian“ etwas einschleichen, wohingegen ein neuer Prüfer frischen Wind und eine neue Perspektive mitbringen kann.

Abbildung 10 TOP 20 MANDATSDAUER SPI

in Jahren
Revisionsgesellschaft:

Die Europäische Kommission will mit der externen Rotation in erster Linie der Gefährdung der Unabhängigkeit begegnen und damit die Qualität der Revision stärken. Dass die Revisionshonorare nach einem Revisionsstellenwechsel durchschnittlich sinken (siehe oben), würde zudem aus Unternehmenssicht für eine externe Rotationspflicht sprechen. Kritiker halten entgegen, dass die Einarbeitungsphase nach dem Revisionsstellenwechsel die Qualität der Abschlussprüfung beeinträchtigt und die Kosten für die den Prüfer wie auch das geprüfte Unternehmen erhöht.

05

Rechnungslegungs­standards

Im SPI sind die International Financial Reporting Standards (IFRS) nach wie vor klar am weitesten verbreitet – sie werden von 54% (Vorjahr: 56%) der Schweizer börsenkotierten Unternehmen angewendet. Ebenfalls von einem beachtlichen Anteil der Unternehmen (33%) wird Swiss GAAP FER angewendet (Vorjahr: 31%). US GAAP und das Bankengesetz werden gleich wie im Vorjahr von 5% und 8% der Unternehmen verwendet. Im SMI verwenden 75% der Unternehmen IFRS und lediglich ein Unternehmen (Swatch Group AG) Swiss GAAP FER. Dies scheint nachvollziehbar, da im SMI-Index die grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen kotiert sind, welche alle international ausgerichtet sind. Die US GAAP werden von vier Unternehmen im SMI angewendet und das Bankgengesetz von keinem. Dabei verwenden die Credit Suisse und die ABB US GAAP als Rechnungslegungsstandards hauptsächlich, weil sie neben der SIX auch an der New York Stock Exchange (NYSE) kotiert sind (vgl. Abbildung 11).

Im Jahr 2017 haben fünf SPI-Unternehmen von IFRS auf Swiss GAAP FER gewechselt. Der pragmatische nationale Standard erfreut sich angesichts der steigenden Komplexität der IFRS gerade bei kleineren und mittelgrossen Industrieunternehmen wachsender Beliebtheit.

Abbildung 11 RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS SPI

Der Anteil der IFRS-Anwender ist seit 2014 um 9% zurückgegangen (bedingt durch Wechsel des Rechnungslegungsstandards und Indexmutationen). Während im Jahr 2014 noch 119 Unternehmen IFRS angewendet haben, so sind es heute 108 Unternehmen. Dabei ist der stärkste Rückgang im letzten Jahr zu verzeichnen – die Anzahl der IFRS-Anwender im SPI ist im Geschäftsjahr 2017 um sechs Unternehmen gesunken. Zur gleichen Zeit ist der Anteil der Swiss GAAP FER-Anwender von 62 Unternehmen im Jahr 2014 auf 66 Ende 2017 gestiegen, wobei hauptsächlich im letzten Jahr die meisten Swiss GAAP FER-Anwender dazugekommen sind. Die Veränderungen der angewendeten Rechnungslegungsstandards im SPI werden sowohl durch Wechsel des Rechnungslegungsstandards als auch durch Indexmutationen verursacht.

Abbildung 12 ENTWICKLUNG DER REVISIONSHONORARE BEI WECHSEL DES RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS Durchschnittliches Prüfungshonorar Jahr 1-3 vor Wechsel als Basis

in %.
  • ø Honorar nach dem Wechsel des Rechnungslegungsstandards (Jahr 4–6) %

  • ø Honorar vor dem Wechsel des Rechnungslegungsstandards (Jahr 1–3) % (Basis)

Seit dem Jahr 2014 gab es insgesamt acht Wechsel des Rechnungslegungsstandards im SPI, wobei alle einen Wechsel von IFRS zu Swiss GAAP FER betrafen. Insbesondere hat ein grosser Teil dieser Wechsel auf Swiss GAAP FER im letzten Jahr stattgefunden. Wie eine frühere Studie der Universität Zürich zeigte, geht ein solcher Wechsel in der Regel mit einem Rückgang des Revisionshonorars einher (siehe Abbildung 12). Dass die Swiss GAAP FER immer populärer werden, hat mehrere Gründe. Viele Unternehmen nennen hierzu die Praxisnähe von Swiss GAAP FER, ein verbessertes Aufwand-Nutzen-Verhältnis sowie die Anpassung an schweizerische Gegebenheiten. Ein weiterer Grund für die Häufung der Wechsel zu Swiss GAAP FER im letzten Jahr könnte der neue Rechnungslegungsstandard IFRS 16 Leasing sein, welcher ab dem 1. Januar 2019 verpflichtend anzuwenden sein wird. Durch diese neue Vorschrift müssen die Nutzungsrechte praktisch aller Leasinggüter aktiviert und eine entsprechende Leasingverbindlichkeit passiviert werden. IFRS 16 wird damit bei vielen Unternehmen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Bilanzbild und damit auch auf Schlüsselkennzahlen, wie z.B. die Eigenkapitalquote, haben. Die Rechnungslegungsvorschriften von Leasing bleiben bei Swiss GAAP FER demgegenüber bis auf Weiteres unverändert – was von vielen Unternehmen geschätzt wird. Auch orientiert sich Swiss GAAP FER an Unternehmen mit hauptsächlich nationalen Investoren, während IFRS sich an internationale Unternehmen richtet. So sind sechs von den acht Unternehmen, die ihren Rechnungslegungsstandard auf Swiss GAAP FER gewechselt haben, mittelgrosse Industrieunternehmen. Swiss GAAP FER werden im SPI vorwiegend von Industrieunternehmen angewendet, während IFRS neben Industrieunternehmen stark von Unternehmen in der Finanzdienstleistungsbranche, im Gesundheitswesen und in der Verbrauchsgüterbranche eingesetzt werden.

Abbildung 13 REVISIONSHONORARE NACH RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS SPI ex SMI

in CHF Mio.

Je höher der Detaillierungsgrad eines Standards, desto höher fallen die durchschnittlich gezahlten Honorare aus. Bei den US-GAAP ist dieser Effekt indes etwas überzeichnet, da deren Anwender meist grosse Untenehmen sind - bei den IFRS gibt es demgegenüber auch viele kleinere und mittelgrosse kotierte Unternehmen.

Für die Analyse der Revisionshonorare nach Rechnungslegungsstandard wurde der SPI ex SMI als Datenbasis genommen, da die SMI-Unternehmen aufgrund ihrer Grösse die Ergebnisse verzerren würden. Die Resultate zeigen, dass bei den SPI ex SMI-Unternehmen US-GAAP-Anwender im Durchschnitt fast gleich viel wie IFRS-Anwender an Revisionshonoraren bezahlen. Der starke Rückgang der durchschnittlichen Revisionshonorare bei US-GAAP-Anwendern im Jahr 2014 ist insebesondere durch den starken Honorarrückgang bei Logitech zu erklären, welcher möglicherweise durch den Revisionsstellenwechsel im Jahr 2015 bedingt ist. Dass US-GAAP-Anwender deutlich höhere Revisionshonorare als Swiss GAAP FER- und Bankengesetz-Anwender bezahlen liegt einerseits daran, dass US GAAP um ein Vielfaches umfangreicher und komplexer sind als die Swiss GAAP FER und das Bankengesetz. Anderseits ist zu berücksichtigen, dass einige nach US GAAP Rechnung legende Unternehmen ebenfalls in den USA kotiert sind bzw. waren und daher die Abschlussprüfung nach den Vorschriften des Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) erfolgt. Zudem sind diese Zahlen aufgrund der kleinen Anzahl an US GAAP-Unternehmen anfällig für Ausreisser, da lediglich sechs der zehn US GAAP-Unternehmen Teil des SPI ex SMI sind. Bei den IFRS-Anwendern sind die Revisionshonorare relativ stabil geblieben, obwohl seit 2014 im SPI ex SMI weniger Unternehmen IFRS anwenden. Diese Beobachtung könnte mehrere Ursache haben, z.B. die zunehmende Komplexität der IFRS, aber auch die Tatsache, dass v.a. kleinere IFRS-Anwender zu Swiss GAAP FER wechseln und damit das durchschnittliche Revisionshonorar bei den IFRS-Anwendern trotz geringerer Anzahl Anwender stabil bleibt. Sowohl die Anzahl Anwender wie auch die durchschnittlichen Revisionshonorare der Swiss GAAP FER-Anwender haben seit 2014 leicht zugenommen. Insgesamt sind die Swiss GAAP FER jedoch ein Standard für die kleineren börsenkotierten Unternehmen. Dies erkennt man auch daran, dass die durchschnittlichen Revisionshonorare kleiner sind als bei US GAAP- und IFRS-Anwender. Das Bankengesetz wird grundsätzlich nur von kleineren börsenkotierten Banken angewendet. Trotzdem sind die durchschnittlichen Revisionshonorare grösser als bei Swiss GAAP FER. Dies deutet auf die hohe Regulierung der Banken und die damit verbundenen höheren Kosten hin (vgl. Abbildung 13).

06

Fazit

Der Revisionsmarkt bei kotierten Unternehmen in der Schweiz hat 2017 ein Volumen von CHF 544 Mio. Gegenüber den Vorjahren 2014-2016 hat sich dieses Volumen nur leicht verändert. Rund 70% dieses Marktes macht der SMI mit CHF 381 Mio. aus. Die Honorare für zusätzliche Dienstleistungen haben sich sowohl im SPI als auch im SMI seit 2014 nur geringfügig geändert. Die im SMI bezahlten Honorare für zusätzliche Dienstleistungen von CHF 73 Mio. machen 60% der im SPI bezahlen Zusatzhonorare von CHF 120 Mio. aus. Auch bei der Amtsdauer der Revisionsstelle unterscheiden sich Unternehmen des SMI von denjenigen des SPI: So beträgt die Mandatsdauer der Revisionsstelle bei SMI-Unternehmen im Durchschnitt 20 und bei SPI-Unternehmen 16.5 Jahre, wahrscheinlich weil bei einem grösseren Unternehmen aufgrund seiner Grösse und Komplexität die Einarbeitungsphase aufwendiger wird und dies sich schliesslich auf das Prüfungshonorar auswirkt. Rund ein Drittel der Schweizer börsenkotierten Unternehmen würde den Vorschriften der EU, die eine Rotation nach spätestens 20 Jahren vorsehen, nicht genügen. Dagegen würden die meisten Schweizer börsenkotierten Unternehmen das von der EU vorgegebene Limit für zusätzliche Dienstleistungen einhalten, zumal lediglich 13 Unternehmen die 70% Schwelle für zusätzliche Honorare überschreiten.

 

Im Schweizer Markt ist weiterhin eine deutliche Dominanz der Big 3 zu erkennen. Von den untersuchten Unternehmen werden 88% von Big 3-Gesellschaften geprüft und deren Marktanteil am Revisionshonorar beträgt 93%. Die Zunahme der Revisionshonorare von Nicht-Big 3- Gesellschaften hängt hauptsächlich mit dem Revisionsstellewechsel bei LafargeHolcim von EY zu Deloitte zusammen. Daher ist nicht zu erwarten, dass sich der Revisionsmarkt für mittlere und kleine Revisionsgesellschaften öffnen wird. Wechselt nämlich ein Unternehmen die Revisionsstelle, folgt fast immer eine ebenfalls grosse Revisionsgesellschaft. Insgesamt haben im Jahr 2017 neun Unternehmen ihre Revisionsstelle gewechselt, was einer Honorarverschiebung von CHF 20.4 Mio. entspricht, wovon der Wechsel von LafargeHolcim alleine schon CHF 14.8 Mio. ausmacht. Bei den neun Unternehmen, die ihre Revisionsstelle gewechselt haben, ist bei acht das Honorar gesunken. Eine Erklärung hierfür ist, dass der Revisionsmarkt ein Verdrängungsmarkt ist und deshalb tiefere Honorare offeriert werden, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. In Anbetracht dessen ist nicht zu erwarten, dass die Revisionshonorare in Zukunft wesentlich steigen werden.

 

Die IFRS bleiben der verbreitetste Rechnungslegungsstandard im SPI (54%), gefolgt von den Swiss GAAP FER (33%). Dass sich die IFRS auf grosse, international tätige Gesellschaften ausrichten, sieht man an der noch höheren Verbreitung von IFRS im SMI (75%). Seit einigen Jahren zeichnet sich jedoch eine Tendenz zum Wechsel auf Swiss GAAP FER ab, die sich vor dem Hintegrund des neuen IFRS 16 verstärkt zu haben scheint. Wenn die Komplexität der IFRS weiter zunehmen sollte, ist zu erwarten, dass der Trend weg von IFRS hin zu Swiss GAAP FER, gerade bei kleineren und mittelgrossen kotierten Industrieunternehmen anhalten wird.

Basierend auf dem Report 2018 erschien im EXPERT FOCUS (Ausgabe 12/2018) der Artikel ‘Swiss Audit Monitor 2018’. Die im Text verwendeten externen Quellen werden im Printartikel referenziert.

 

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