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Report 2019

Der Swiss Audit Monitor analysiert zum dritten Mal auf umfassende Weise die Revisionshonorare, die zusätzlichen Honorare, die Mandatsdauer der Revisionsgesellschaften und die verwendeten Rechnungslegungsstandards für die Berichtsperioden 2015 bis 2018 von Unternehmen des Swiss Market Index (SMI) und Swiss Performance Index (SPI).

 

Der dritten Ausgabe des Swiss Audit Monitor liegt das Geschäftsjahr 2018 zugrunde. Im Fokus der Erhebung stehen die Revision sowie die Rechnungslegung der in der Schweiz kotierten Unternehmen.

Gegenüber der letztjährigen Ausgabe gibt es folgende nennenswerte Veränderungen und Erkenntnisse:

 

  • Das Marktvolumen der Revisionshonorare erreicht seit Beginn der Erhebung im Jahr 2013 einen Höchstwert von CHF 568 Mio. Die insgesamt entrichteten Zusatzhonorare sind dagegen mit CHF 128 Mio. seit 2013 weitgehend unverändert geblieben.
  • Das durchschnittliche Revisionshonorar blieb im SPI unverändert bei CHF 2.7 Mio., bei den Unternehmen des SMI ist es minim auf CHF 19.9 Mio. gestiegen (CHF +0.6 Mio.).
  • Insgesamt gab es sechs Revisionsstellenwechsel und elf Neukotierungen. In der überwiegenden Anzahl der Fälle (16 von 17) sind (wieder) die Big 3-Unternehmen EY, KPMG und PwC zum Zuge gekommen.Der Wechsel der Revisionsstelle bei ABB mit einem Honorarvolumen von fast CHF 35 Mio. beeinflusst die diesjährigen Auswertungen stark: Gemessen an der Summe der Revisionshonorare bei kotierten Unternehmen hat KPMG die Führung übernommen (vor PwC und EY). Unter Berücksichtigung auch der Zusatzhonorare liegt bei dieser stichtagsbezogenen Betrachtung PwC mit CHF 261 Mio. knapp vor KPMG mit CHF 239 Mio. und deutlich vor EY mit CHF 150 Mio.
  • Vier weitere SPI-Unternehmen haben im Jahr 2018 von IFRS auf Swiss GAAP FER gewechselt. Damit wenden 68 Unternehmen Swiss GAAP FER (2013: 53) und 113 Unternehmen IFRS (2013: 128) an. Die Gründe für einen Wechsel sind in der zunehmenden Komplexität der IFRS sowie in neuen Standards (wie IFRS 16 Leasing) zu suchen.

 

In der folgenden Ausgabe 2019 gehen wir im Detail auf die Honorare, die Markstruktur, alle Wechsel eines Revisionsunternehmens und deren Mandatsdauer sowie auf die Rechnungslegungsstandards bei kotierten Unternehmen in der Schweiz ein.

01

Aufgaben und Nutzen der Revisionsstelle

Im vielschichtigen und arbeitsteiligen Wirtschaftsgefüge besteht ein grosses Bedürfnis nach einem unabhängigen Urteil zur Finanz-, Vermögens- und Ertragslage eines Unternehmens. Die verschiedenen Akteure müssen darauf vertrauen können, dass sich ihr Gegenüber an die Spielregeln hält. Im Zusammenhang mit der Finanzberichterstattung bestehen solche Spielregeln in Form von Buchführungs- und Rechnungslegungsvorschriften. So stipuliert das Schweizer Obligationenrecht eine weitgehende Pflicht zur Buchführung (Art. 957 OR), welche die Grundlage für die Rechnungslegung bildet. Die Pflicht zur Rechnungslegung wiederum unterscheidet sich nach der Grösse: Grundsätzlich soll die Rechnungslegung die wirtschaftliche Lage so darstellen, dass sich Dritte ein zuverlässiges Urteil bilden können (Art. 958 OR). Grosse und börsenkotierte Unternehmen müssen einen anerkannten Standard zur Rechnungslegung (wie Swiss GAAP FER, IFRS oder US GAAP) anwenden (Art. 962 OR), deren Ziel die Vermittlung eines den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der wirtschaftlichen Lage ist.

 

Spiegelbildlich dazu hat der Gesetzgeber in der Schweiz die Revisionspflicht ausgestaltet (Art. 727 ff. OR): Während kleinere Gesellschaften Gegenstand einer eingeschränkten Revision sind oder sich sogar von der Revisionspflicht befreien können (Art. 727a OR), unterliegen grössere ebenso wie kotierte Unternehmen einer ordentlichen Revision (Art. 727 OR). Mit diesem Konzept trägt der Gesetzgeber den unterschiedlichen Schutzbedürfnissen der verschiedenen Akteure Rechnung. Indes bei den Publikumsgesellschaften die Investoren geschützt werden sollen, geht es bei grösseren, sog. wirtschaftlich bedeutenden Unternehmen um den Schutz der Öffentlichkeit. Bei kleineren Unternehmen sollen besonders die Drittgläubiger und die Minderheitsaktionäre geschützt werden.

 

Unabhängig von den angewendeten Spielregeln (Rechnungslegungsstandards) und der Art der Revision (eingeschränkt, ordentlich) sind die Akteure an einem unabhängigen Urteil über die Finanzberichterstattung interessiert. Im Gefüge der Corporate Governance kommt der externen Revisionsstelle diese Aufgabe zu. Sie hat – im Auftrag der Aktionäre –  zu prüfen, ob die Finanzberichterstattung in Übereinstimmung mit dem gewählten Rechnungslegungsstandard erstellt wurde. Darüber erstattet die Revisionsstelle den Aktionären an der Generalversammlung auch einen (zusammenfassenden) Bericht (Art. 728b Abs. 2 OR). Zuhanden des Verwaltungsrates erstellt sie zudem einen umfassenden Bericht mit Feststellungen nicht nur zur Rechnungslegung, sondern auch zum internen Kontrollsystem sowie der Durchführung und dem Ergebnis der Revision (Art. 728b Abs. 1 OR).

 

Weil Aktionäre nicht über denselben Kenntnisstand wie das Management verfügen, besteht ein zentraler Nutzen der Revision in der Verringerung solcher Informationsasymmetrien (Prinzipal-Agent-Theorie): ein so definierter Nutzen nimmt zu mit steigender ökonomischer und regulatorischer Komplexität. Ein weiterer Nutzen der Revision besteht anerkanntermassen in ihrer präventiven Wirkung. Allein die Tatsache, dass eine Revision durchgeführt wird, hilft fehlerhaftes Verhalten zu vermeiden und trägt zu einer sorgfältigen Informationserstellung bei (Erwartungsnutzen-Theorie). Die Validierung von Unternehmensinformationen trägt massgeblich dazu bei, die Transaktionskosten zwischen den verschiedenen Wirtschaftsakteuren zu senken (Transaktionskosten-Theorie). Durch eine gesetzlich vorgeschriebene Revision werden im Sinne der Wirtschaft als Ganzes auch die mit einer privaten Validierung solcher Informationen verbundenen Probleme gelöst (Kollektivgut-Theorie).

02

Honorare

In 2018 betrugen die von den SPI-Unternehmen insgesamt entrichteten Revisionshonorare CHF 568 Mio. Das Gesamtvolumen hat damit im Vergleich zu den Vorjahren leicht zugenommen (vgl. Abbildung 1).

Betrachtet man nur die 179 Unternehmen, welche zwischen 2013 und 2018 konstant im SPI kotiert waren, sind die Revisionshonorare in diesem Zeitraum von CHF 507 Mio. auf CHF 550 Mio. angestiegen. Ebenfalls stieg deren durchschnittliches Revisionshonorar in diesem Zeitraum von CHF 2.83 Mio. auf CHF 3.07 Mio.

Abbildung 1 HONORARENTWICKLUNG SPI

in CHF Mio.

Die Veränderungen gegenüber 2017 sind durch vier Faktoren zu erklären, wie den folgenden Tabellen zu entnehmen ist.

 

 

Da es im Geschäftsjahr 2018 insgesamt elf Neukotierungen gab, haben die Revisionshonorare durch Indexmutationen knapp CHF 7.8 Mio. zugenommen. Die echten Honorarveränderungen (im Sinne von Veränderungen bei gleicher Revisionsstelle) machten netto CHF 9.4 Mio. aus, wobei diese massgeblich bei grossen Unternehmen wie UBS, LafargeHolcim oder Sika anfielen. Beim Revisionsstellenwechsel handelt es sich um den Wechsel von EY zu KPMG bei ABB, bei welchem das Revisionshonorar um CHF 7.9 Mio. zugenommen hat. Wechselkurse hatten insgesamt keinen wesentlichen Einfluss.

 

 

Im SMI entrichteten die 20 grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen 2018 insgesamt CHF 398 Mio. für Revisionshonorare, was 70% der Gesamtsumme der Revisionshonorare im SPI entspricht. Im Vergleich zum letzten Jahr ist das Total der Revisionshonorare im SMI um CHF 17 Mio. gestiegen.

Abbildung 2 TOP 20 REVISIONSHONORARE 2018 SPI

in CHF Mio.
Revisionsgesellschaft:

 

Den grössten Einfluss haben die echten Honorarveränderungen und der Revisionsstellenwechsel. Bei den echten Honorarveränderungen sind zwar bei sechs Unternehmen die Revisionshonorare gesunken (Vorjahr: elf Unternehmen), wohingegen sie bei 13 gestiegen sind (Vorjahr: sechs Unternehmen). Auch im SMI erreichen die Revisionshonorare seit Beginn der Erhebung im Jahr 2013 einen Höchstwert. Beim Revisionsstellenwechsel handelt es sich (wie beim SPI) um den Wechsel der ABB. Im SMI gab es im Geschäftsjahr 2018 keine Indexmutationen. Wechselkurse hatten insgesamt keinen wesentlichen Einfluss.

Das 2018 von SMI-Unternehmen durchschnittlich gezahlte Honorar von CHF 19.9 Mio. und der Median von CHF 8.7 Mio. sind leicht höher als im letzten Jahr (Vorjahr: Durchschnittshonorar CHF 19.1 Mio.; Median CHF 8.5 Mio.). Die durchschnittlich von SPI-Unternehmen gezahlten Revisionshonorare von CHF 2.7 Mio. (Median CHF 0.5 Mio.) haben sich im Vergleich zum letzten Jahr ebenfalls kaum verändert (Vorjahr: Durchschnittshonorar CHF 2.7 Mio.; Median CHF 0.5 Mio.). Die Revisionshonorare sind also insgesamt relativ stabil geblieben. Das durchschnittlich entrichtete Honorar im SMI von CHF 19.9 Mio. (Median CHF 8.7 Mio.) liegt erwartungsgemäss deutlich über dem im SPI gezahlten Durchschnittshonorar von CHF 2.7 Mio. (Median CHF 0.5 Mio.). Dieser Unterschied ist hauptsächlich durch die Grösse und Komplexität der Unternehmen im SMI zu erklären.

Abbildung 3 VERTEILUNG REVISIONSHONORARE 2018 SPI SPI ex SMI, n=189

Wie schon im 2017 wird das durchschnittliche Revisionshonorar sowohl beim SMI wie auch beim SPI (ohne SMI) durch einige Unternehmen mit sehr hohen Revisionshonoraren nach oben verzerrt. Die Streuung hat sich seit 2017 weiter erhöht.

Die Zusatzhonorare sind im SPI auf CHF 128 Mio. (Vorjahr: CHF 120 Mio.) gestiegen. Im SMI ist das Total der zusätzlichen Honorare um 11% auf CHF 82 Mio. (Vorjahr: CHF 73 Mio.) gewachsen. Dabei werden die zusätzlichen Honorare massgeblich von besonderen Ereignissen beeinflusst. So ist im Berichtsjahr z.B. der grosse Honoraranstieg bei der Novartis auf Zusatzdienstleistungen im Zusammenhang mit der strategischen Überprüfung der Alcon (Spin-off der Novartis und seit 2019 im SMI kotiert) zurückzuführen.

Von den 209 untersuchten börsenkotierten Unternehmen haben 2018 29 (14%) keine zusätzlichen Leistungen von ihrer Revisionsstelle bezogen (Vorjahr: 28 (14%)). Im SMI haben alle Unternehmen zusätzliche Honorare an ihre Revisionsstelle entrichtet, woraus man – in Übereinstimmung mit bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen – schliessen kann, dass grössere Unternehmen generell mehr zusätzliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Setzt man die insgesamt gezahlten zusätzlichen Honorare ins Verhältnis zu den insgesamt gezahlten Revisionshonoraren, macht dies 23% (Vorjahr: 22%) aus. Der Mittelwert des Verhältnisses der zusätzlichen Honorare zu den durchschnittlichen Revisionshonoraren der letzten drei Jahre, über alle börsenkotierten Unternehmen hinweg betrachtet, beträgt 27% (Median: 12%). Dies liegt deutlich unterhalb des europäischen Schwellenwertes, welcher die Nichtprüfungsleistungen auf 70% des Durchschnitts der in den letzten drei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren erbrachten Revisionshonorare begrenzt. Von den untersuchten Unternehmen überschreiten lediglich 19 (10%) die 70%-Schwelle für zusätzliche Honorare (Vorjahr: 13 Unternehmen (7%)), während der überwiegende Teil der in der Schweiz börsenkotierten Unternehmen die EU-Regelungen einhalten würden.

 

Die Branche, in der das geprüfte Unternehmen tätig ist, kann die Berichterstattung und den Umfang der Prüfungsleistungen massgeblich beeinflussen. Dieser Effekt wird durch den Einbezug der Branchenzugehörigkeit erfasst. Untersucht man die durchschnittlichen Revisionshonorare der verschiedenen Branchen, ist zu erkennen, dass Unternehmen der Finanzdienstleistungsbranche mit durchschnittlich CHF 5.8 Mio. die höchsten Honorare für die Abschlussprüfung entrichten. Danach folgen die Unternehmen aus der Verbrauchsgüterbranche und dem Gesundheitswesen, mit CHF 3.5 Mio. respektive CHF 2.5 Mio. durchschnittlich bezahltem Revisionshonorar. Anzumerken ist, dass die zwei Grossbanken (UBS, Credit Suisse) und Zurich Insurance aufgrund ihrer grossen Prüfungshonorare das Durchschnittshonorar der Finanzdienstleistungsbranche stark beeinflussen. Bei der Verbrauchsgüterbranche ist es hauptsächlich Nestlé und im Gesundheitswesen sind es die beiden Pharmakonzerne Novartis und Roche. Wegen dieser starken Verzerrung bei der Berechnung der Durchschnittshonorare nach Branchen wurde auch der Median herangezogen, der resistenter bezüglich Ausreissern ist. Auch der Median bringt klar zum Ausdruck, dass sich bei Unternehmen in der Finanzdienstleistungs- und Verbrauchsgüterbranche die höchsten Prüfungshonorare finden. Einerseits liegt dies an der Grösse und Komplexität der Finanzdienstleistungs- und Verbrauchsgüterunternehmen, anderseits an den zahlreichen eingeführten und geplanten Verschärfungen der Regulierungen im Finanzsektor in den letzten Jahren. Durch die hohe Regulierungsdichte steigt einerseits das Compliance-Risiko und anderseits muss noch mehr mandatsspezifisches Wissen zur Geschäftstätigkeit sowie zum wirtschaftlichen Umfeld des Mandanten aufgebaut werden, was den Prüfungsaufwand erhöht. In der Immobilienbranche sind dagegen die durchschnittlichen Revisionshonorare mit CHF 0.4 Mio. relativ gesehen geringer. Der Grund dafür könnte das einfachere Geschäftsmodell der Immobiliengesellschaften sein, welches einen geringeren Prüfungsaufwand erforderlich macht.

03

Marktstruktur

Seit dem Untergang von Arthur Anderson im Jahr 2002 dominieren die grossen vier Revisionsgesellschaften Deloitte, EY, KPMG und PwC (sog. Big 4) weltweit den Markt. In der Schweiz ist eine ähnliche Struktur zu beobachten, wobei hier bezogen auf den Revisionsmarkt zuweilen gar von den Big 3 (EY, KPMG, PwC) gesprochen wird. Verglichen mit den Vorjahren ist, zumindest bei der Anzahl Mandate, eine geringfügige Zunahme des Anteils der Big 3 bzw. Big 4 im Schweizer Markt feststellbar. So haben 2018 von den 209 untersuchten Unternehmen 25 ein Revisionsunternehmen beauftragt, das nicht zu den Big 3 gehört (Vorjahr: 25 von 201 untersuchten Unternehmen) und 15 ein Revisionsunternehmen, das nicht zu den Big 4 gehört (Vorjahr: 15 von 201 untersuchten Unternehmen). Bei Betrachtung der Revisionshonorare 2018 wird ersichtlich, dass Deloitte, BDO und die übrigen Non-Big-3 Revisionsgesellschaften Marktanteile dazu gewonnen haben und insgesamt CHF 40.3 Mio. (Vorjahr: CHF 37.1 Mio.) erhielten, was einen Anteil von knapp 7.1% (Vorjahr: 6.8%) am Gesamtvolumen der Revisionshonorare aller SPI-Unternehmen ausmacht (vgl. Abbildung 4).

Abbildung 4 DOMINANZ DER GROSSEN SPI Gesamtvolumen Revisionshonorar PWC, EY, KPMG, Deloitte & BDO

Die Dominanz der grossen vier Revisionsgesellschaften Deloitte, EY, KPMG und PwC variiert länderspezifisch. In der Vergangenheit haben in der Schweiz die Big 3 den Markt klar dominiert - in den letzten zwei Jahren konnte Deloitte jedoch einige grössere Mandate gewinnen und brachte so etwas Bewegung in den Markt.

 

Die EU versucht das Oligopol der Big 4 u.a. mit der zwingenden externen Rotation der Revisionsstelle aufzubrechen. Diese sieht vor, dass eine Ausschreibung des Mandats für die Revisionsstelle nach spätestens zehn Jahren erfolgen muss und dieselbe Revisionsgesellschaft maximal 20 Jahre Revisionsstelle eines Unternehmens sein kann. Jedoch ist zu bezweifeln, ob die externe Rotationspflicht zu einer geringeren Konzentration im Markt führen wird. In der Schweiz ist ein ähnliches Verhalten wie bereits im Ausland festzustellen: gelangt ein Revisionsmandat einer Big 4 zur Ausschreibung, folgt einer Big 4 eine andere. Kleinere Revisionsunternehmen kommen nur in Ausnahmefällen zum Zuge. Ein Bild, das auch auf Neukotierungen zutrifft. Dort werden zehn von elf Unternehmen mit einem Börsengang im Jahr 2018 von Big 3-Revisionsgesellschaften geprüft.

In der Diskussion zur externen Rotationspflicht kommt die Tatsache zu kurz, dass ein Oligopol nicht zwingend zu mangelndem Wettbewerb oder Preisabsprachen führt. So sind die Revisionshonorare bei den SMI-Unternehmen mehrheitlich stabil und Unternehmen wechseln auch ohne gesetzliche Pflicht die Revisionsstelle. Ausserdem verfügen die kleineren Revisionsunternehmen oft nicht über das erforderliche internationale Netzwerk und können sich die immer wichtigeren und grösseren Investitionen in eine leistungsfähige IT-Infrastruktur (z.B. für aufwändige Datenanalysen) kaum leisten. Aus diesen Gründen wird ein weltweit tätiger Grosskonzern sich kaum den Diensten der Big 4 entziehen können.

Bei einer Betrachtung der Anzahl der Kunden pro Revisionsgesellschaft (vgl. Abbildung 5) ist ersichtlich, dass PwC als Marktleader in den vergangenen sechs Jahren netto neun Mandate und EY netto drei der Mandate verloren haben, während KPMG netto den Zugang von drei Mandaten verzeichnen konnte. Per Ende 2018 prüfte PwC damit 87 SPI-Kunden, KPMG 49, EY 48, BDO 12 und Deloitte 10.

 

Abbildung 5 REVISIONSKUNDEN 2015-2018 SPI Jeweils zum 31.12. des Jahres (Kotierungen und Dekotierungen sind auch enthalten)

Anzahl Mandate

 

Ein anderes Bild ergibt sich bei Betrachtung des Gesamtvolumens an Revisions- und Zusatzhonoraren (vgl. Abbildung 6). Im untersuchten Zeitraum hat PwC trotz einem anzahlmässigen Rückgang an Mandaten den Umsatz gehalten (CHF 259 Mio. in 2013 bzw. CHF 261 Mio. in 2018). EY hat zwischen 2013 und 2018 im Marktsegment der SPI-Unternehmen einen Verlust an Volumen von CHF 56 Mio. hinnehmen müssen, während KPMG eine klare Steigerung des Umsatzes mit SPI-Unternehmen von CHF 193 Mio. (2013) auf CHF 239 Mio. (2018) verzeichnen konnte. Auch das Gesamtvolumen von Deloitte hat zugenommen, während selbiges bei BDO trotz einer anzahlmässigen Zunahme weitgehend unverändert blieb.

 

Abbildung 6 GESAMTHONORARE BIG 4 SPI

in CHF Mio.

 

Die Ursache von zahlenmässig grossen Verschiebungen in einer Berichtsperiode war der Wechsel der Revisionsstelle von SMI-Unternehmen. So erklärt sich der starke Anstieg des Totals der Revisionshonorare in 2017 bei Deloitte durch die Mandatsübernahme von LafargeHolcim (mit einem Honorar von rund CHF 15 Mio.). Der Wechsel der Revisionsstelle bei ABB von EY zu KPMG ist aufgrund des Volumens von rund CHF 30 Mio. eine der Erklärungen für den starken Anstieg in 2018 bei KPMG bzw. den Rückgang bei EY. Insofern ist eine stichtagbezogene Sicht mit Vorsicht zu geniessen. Aufgrund der zum Teil langen Mandatsdauern in der Schweiz und den diametral entgegenstehenden Entwicklungen in der EU ist zu erwarten, dass auch in den nächsten Berichtperioden Revisionsstellenwechsel bei sehr grossen Unternehmen zu verzeichnen sind – mit entsprechenden Auswirkungen auf erläuterten Zahlen.

 

Abbildung 7 DURCHSCHNITTSHONORARE PRO BIG 4 GESELLSCHAFT SPI

in CHF Mio.

 

Die untenstehende Tabelle zeigt, durch welche Faktoren die Veränderung des Volumens der Revisionshonorare bei den einzelnen Revisionsunternehmen beeinflusst wird: Auch diese Aufstellung ist geprägt vom Wechsel von ABB, der sowohl bei EY als auch bei KPMG den grössten Einfluss hat. Bei bestehenden Mandaten hat das Volumen – abgesehen von PwC – bei allen Revisionsunternehmen zugenommen, verhältnismässig am meisten bei Deloitte. Der Honorarrückgang bei den bestehenden Mandaten wird bei PwC durch Neukotierungen jedoch überkompensiert, nicht zuletzt weil von elf neukotierten Unternehmen im Jahr 2018 sechs von PwC geprüft werden.

 

04

Prüferwechsel und Mandatsdauer

Bei näherer Betrachtung der Veränderung der Revisionsmandate können einerseits Wechsel von bestehenden SPI-Unternehmen und anderseits Neu- und Dekotierungen unterschieden werden. Die folgenden Ausführungen haben ausschliesslich den Wechsel von bestehenden SPI-Unternehmen zum Gegenstand. Die Abgänge und Zugänge werden nicht thematisiert.

 

 

Im Jahr 2018 haben insgesamt sechs Unternehmen, die dem SPI schon angehörten, ihre Revisionsstelle gewechselt (Vorjahr: zehn Unternehmen). Dabei hat PwC zwei Mandate verloren, während KPMG und EY um jeweils netto ein Mandat zugelegt haben; andere Revisionsstellen waren vom Wechsel von bereits kotierten Unternehmen nicht betroffen. Von den sechs Unternehmen, die ihre Revisionsgesellschaft 2018 gewechselt haben, haben alle eine Big-3 Revisionsgesellschaft gewählt. Innerhalb des Zeitraums 2013-2018 haben von den 43 Unternehmen, die ihre Revisionsstelle gewechselt haben, zwölf Unternehmen zu einer Nicht-Big-3 gewechselt – davon fielen sechs Mandate BDO zu. Anzumerken ist, dass es sich bei den von BDO gewonnenen Mandaten um kleinere Unternehmen handelt und so auch die dazu gewonnenen Honorare relativ gesehen gering ausfallen. Zudem haben die Nicht-Big-3 Revisionsgesellschaften im untersuchten Zeitraum 2013-2018 auch vier Mandate verloren und somit bei Nettobetrachtung lediglich acht Mandate von den Big 3 gewinnen können. Die Revisionsstellenwechsel haben also insgesamt wenig Einfluss auf die Konzentration in der Branche und die Dominanz der Big 4 ist weiterhin deutlich ersichtlich.

Honorare beim Wechsel der Revisionsstelle

Die Verschiebung von Honoraren (Revisionshonorare und zusätzliche Honorare) durch Revisionsstellenwechsel machte für das Jahr 2018 CHF 37.9 Mio. und für die ganze Berichtsperiode 2013-2018 insgesamt CHF 91.8 Mio. aus. Die grosse Honorarverschiebung im Jahr 2018 ist auf den bereits erwähnten Revisionsstellenwechsel von ABB zurückzuführen, welcher alleine CHF 34 Mio. ausmacht. Im Berichtsjahr 2018 hat Deloitte bei einer Nettobetrachtung keine neuen Honorare durch Revisionsstellenwechsel akquirieren können, während EY einen Verlust von CHF 28.8 Mio. an Honoraren von börsenkotierten Unternehmen in Kauf nehmen musste (im Wesentlichen aufgrund des Revisionsstellenwechsels von ABB). KPMG steht im Berichtsjahr 2018 damit mit netto CHF 35.2 Mio. als Gewinner da und PwC hat CHF 2.3 Mio. verloren, während BDO und die übrigen Revisionsgesellschaften durch Revisionsstellenwechsel insgesamt keine neuen Honorare generieren konnten. Zu beachten ist, dass es sich bei den Honorarvolumina um eine Momentaufnahme handelt. Diese kann zudem stark beeinflusst sein durch den Wechsel eines grossen SMI-Unternehmens: Ebenso, wie das Berichtsjahr durch den Wechsel von ABB (mit rund CHF 30 Mio. Revisionshonorar) geprägt wurde, waren die Werte der Vorperiode durch den Wechsel von LafargeHolcim (mit einem Revisionshonorar von rund CHF 15 Mio.) beeinflusst. Aufgrund der zum Teil langen Mandatsdauern in der Schweiz und den diametral entgegenstehenden Entwicklungen in der EU ist zu erwarten, dass auch in den nächsten Berichtperioden Revisionsstellenwechsel bei sehr grossen Unternehmen zu verzeichnen sind – mit entsprechenden Auswirkungen auf die obigen Zahlen.

Auch zu beobachten ist, dass bei einem Wechsel der Revisionsstelle das Revisionshonorar in den meisten Fällen sinkt. Betrachtet man den Zeitraum 2013-2018, so ist bei 32 der 43 SPI-Unternehmen, welche die Revisionsgesellschaft gewechselt haben, das Revisionshonorar gesunken, und zwar im Durchschnitt um 7% (Median -13%). Auffallend sind dabei zwei gegensätzliche Beispiele: Nach dem Wechsel der Revisionsstelle von EY zu Deloitte im Jahre 2017 ist das Revisionshonorar bei LafargeHolcim um 15% von CHF 17 Mio. auf CHF 14.5 Mio. gesunken. Beim Wechsel der ABB von EY zu KPMG hingegen ist das Revisionshonorar im ersten Jahr um 31% von CHF 25.5 Mio. auf CHF 33.37 Mio. gestiegen. Von den 43 Unternehmen, die seit 2013 ihre Revisionsstelle gewechselt haben, sind bei 26 Unternehmen die zusätzlichen Honorare nach dem Wechsel gesunken, bei elf Unternehmen gestiegen und bei sechs Unternehmen gleich geblieben. Da die zusätzlichen Honorare stark von anderen Faktoren abhängen, kann aus dieser Beobachtung alleine nicht geschlossen werden, dass die zusätzlichen Honorare nach einem Revisionsstellenwechsel im Allgemeinen sinken.

Abbildung 8 HONORARE BEI WECHSEL DER REVISIONSSTELLE

Revisionshonorar in CHF Mio.

Mandatsdauer

Die durchschnittliche Mandatsdauer im SPI ist mit 15.9 Jahren fast gleich wie im Vorjahr (Vorjahr: 16.5 Jahre), während der Median 13 Jahre beträgt (Vorjahr: 13 Jahre). Bei 27% (Vorjahr: 29%) der untersuchten Unternehmen beträgt die Mandatsdauer mehr als 20 Jahre (vgl. Abbildung 9).

Abbildung 9 MANDATSDAUER SPI

in Jahren
Anzahl Firmen

Bei SMI-Gesellschaften sind es nicht weniger als 55% der Unternehmen, die mehr als 20 Jahre das gleiche Revisionsunternehmen haben. Im Durchschnitt ist bei diesen Unternehmen die gleiche Revisionsstelle 20 Jahre (Vorjahr: 20 Jahre) tätig (vgl. Abbildung 10). Die längste Mandatsdauer findet sich bei Dormakaba, wo PwC schon 112 Jahre die Abschlussprüfung durchführt. Demnach würde ein grosser Teil der SMI-Unternehmen den Unabhängigkeitsvorschriften der EU, die eine Rotation der Revisionsstelle nach spätestens 20 Jahren vorsehen, nicht genügen. Die Europäische Kommission will mit der externen Rotation in erster Linie der Gefährdung der Unabhängigkeit begegnen und damit die Qualität der Revision stärken. Dass die Revisionshonorare nach einem Revisionsstellenwechsel durchschnittlich sinken, würde zudem aus Unternehmenssicht für eine externe Rotationspflicht sprechen. Kritiker halten entgegen, dass die Einarbeitungsphase nach dem Revisionsstellenwechsel die Qualität der Abschlussprüfung beeinträchtigt und die Kosten für den Prüfer wie auch für das geprüfte Unternehmen erhöht. Dies trifft zumindest für die bereits erwähnte LafargeHolcim zu, bei welcher das Revisionshonorar nach einem Rückgang im ersten Jahr bereits im zweiten Jahr wieder nahezu gleich hoch war wie jenes der vormaligen Revisionsstelle.

Abbildung 10 TOP 20 MANDATSDAUER SPI

in Jahren
Revisionsgesellschaft:

Beim Branchenvergleich zeigt sich, dass es keine signifikant grossen Unterschiede bei der durchschnittlichen Mandatsdauer gibt. Die grössten durchschnittlichen Mandatsdauern haben Finanzdienstleistungs- und Industrieunternehmen und Unternehmen im Bereich Grundstoffe, Erdöl/Erdgas und Versorgung. Diese Beobachtung könnte auf die höheren Einarbeitungskosten zurückzuführen sein, welche einen Prüferwechsel weniger attraktiv machen. Ein möglicher Faktor für die höheren Einarbeitungskosten ist die Grösse der Unternehmen in der Finanzdienstleistungs- und Industriebranche und Unternehmen im Bereich Grundstoffe, Erdöl/Erdgas und Versorgung. Aufgrund der Erkenntnis, dass grössere Unternehmen höhere Prüfungshonorare bezahlen, kann vermutet werden, dass auch die Einarbeitungsphase für diese Unternehmen teurer ist. Ein weiterer Faktor könnte die hohe Regulierungsdichte in der Finanzdienstleistungsbranche sein, da noch mehr kundenspezifisches Wissen zur Geschäftstätigkeit und zum wirtschaftlichen Umfeld des Mandanten aufgebaut werden muss.

Abbildung 11 DURCHSCHNITTLICHE MANDATSDAUER NACH BRANCHE

in Jahren

05

Rechnungslegungs­standards

Im SPI sind die International Financial Reporting Standards (IFRS) am weitesten verbreitet – sie werden von 54% (Vorjahr: 54%) der Schweizer börsenkotierten Unternehmen angewendet. Ebenfalls von einem beachtlichen Anteil der Unternehmen (33%) wird Swiss GAAP FER angewendet (Vorjahr: 33%). US GAAP wird von 5% (Vorjahr: 5%) und das Bankengesetz von 9% (Vorjahr: 8%) der Unternehmen verwendet (vgl. Abbildung 12).

Im Jahr 2018 haben vier SPI-Unternehmen von IFRS auf Swiss GAAP FER gewechselt. Der pragmatische nationale Standard erfreut sich angesichts der steigenden Komplexität der IFRS gerade bei kleineren und mittelgrossen Industrieunternehmen wachsender Beliebtheit.

Abbildung 12 RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS SPI

Der Anteil der IFRS-Anwender ist seit 2013 um 12% zurückgegangen. Während im Jahr 2013 noch 128 Unternehmen IFRS angewendet haben, sind es heute 113 Unternehmen. Zur gleichen Zeit ist der Anteil der Swiss GAAP FER-Anwender von 53 Unternehmen im Jahr 2013 auf 68 Ende 2018 gestiegen.

Abbildung 13 ANGEWENDETE RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARDS IM SPI (2013-2018)

Anzahl Unternehmen

Die Veränderungen der angewendeten Rechnungslegungsstandards im SPI werden durch Wechsel des Rechnungslegungsstandards und durch Indexmutationen verursacht.

 

 

Seit dem Jahr 2013 gab es insgesamt 19 Wechsel des Rechnungslegungsstandards im SPI, wobei alle einen Wechsel von IFRS zu Swiss GAAP FER betrafen. Dass die Swiss GAAP FER immer populärer werden, hat mehrere Gründe. Viele Unternehmen nennen hierzu die Praxisnähe von Swiss GAAP FER, ein verbessertes Aufwand-Nutzen-Verhältnis sowie die Anpassung an schweizerische Gegebenheiten. Ein weiterer Grund für die Häufung der Wechsel zu Swiss GAAP FER in den letzten Jahren könnte der neue Rechnungslegungsstandard IFRS 16 Leasing sein, welcher seit dem 1. Januar 2019 verpflichtend anzuwenden ist. Durch diese neue Vorschrift müssen die Nutzungsrechte praktisch aller Leasinggüter aktiviert und eine entsprechende Leasingverbindlichkeit passiviert werden. IFRS 16 wird damit bei vielen Unternehmen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Bilanzbild und damit auch auf Schlüsselkennzahlen, wie z.B. die Eigenkapitalquote, haben. Die Rechnungslegungsvorschriften von Leasing blieben bei Swiss GAAP FER demgegenüber unverändert. Auch richtet sich Swiss GAAP FER an national geprägte Unternehmen, während sich IFRS an internationalen Grossunternehmen orientiert. So sind zwölf von den 19 Unternehmen, die ihren Rechnungslegungsstandard auf Swiss GAAP FER gewechselt haben, mittelgrosse Industrieunternehmen. Swiss GAAP FER werden im SPI vorwiegend von Industrieunternehmen angewendet, während IFRS neben Industrieunternehmen stark von Unternehmen in der Finanzdienstleistungsbranche, im Gesundheitswesen und in der Verbrauchsgüterbranche eingesetzt werden.

Abbildung 14 RECHNUNGSLEGUNGSSTANDARDS NACH BRANCHE IM SPI (2018)

Anzahl Unternehmen

Im SMI wenden 75% der Unternehmen IFRS und mit Swatch Group lediglich ein Unternehmen Swiss GAAP FER an. Dies scheint nachvollziehbar, da im SMI-Index die grössten börsenkotierten Schweizer Unternehmen enthalten sind, welche alle international ausgerichtet sind. Die US GAAP werden von vier Unternehmen im SMI angewendet und das Bankgengesetz von keinem. Dabei wenden Credit Suisse und ABB US GAAP als Rechnungslegungsstandard an, weil ihre Aktien auch an der New York Stock Exchange (NYSE) kotiert sind.

Abbildung 15 ENTWICKLUNG DER REVISIONSHONORARE BEI WECHSEL DES RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS Durchschnittliches Prüfungshonorar Jahr 1-3 vor Wechsel als Basis

in %.
  • ø Honorar nach dem Wechsel des Rechnungslegungsstandards (Jahr 4–6) %

  • ø Honorar vor dem Wechsel des Rechnungslegungsstandards (Jahr 1–3) % (Basis)

Für die Analyse der Revisionshonorare nach Rechnungslegungsstandard wurde der SPI ex SMI als Datenbasis genommen, da die SMI-Unternehmen aufgrund ihrer Grösse die Ergebnisse verzerren würden. Die Resultate zeigen, dass bei den SPI ex SMI-Unternehmen US-GAAP-Anwender im Durchschnitt fast gleich viel wie IFRS-Anwender an Revisionshonoraren bezahlen. Der starke Rückgang der durchschnittlichen Revisionshonorare bei US-GAAP-Anwendern im Jahr 2013 und 2014 ist durch die Dekotierung von Weatherford und den starken Honorarrückgang bei Logitech zu erklären, während der Anstieg im Jahr 2018 hauptsächlich mit dem Honoraranstieg der ABB nach dem Revisionsstellenwechsel zu begründen ist. Dass US-GAAP-Anwender deutlich höhere Revisionshonorare als Swiss GAAP FER- und Bankengesetz-Anwender bezahlen liegt einerseits daran, dass US GAAP um ein Vielfaches umfangreicher und komplexer sind als die Swiss GAAP FER und das Bankengesetz. Anderseits ist zu berücksichtigen, dass einige nach US GAAP Rechnung legende Unternehmen ebenfalls in den USA kotiert sind bzw. waren und daher die Abschlussprüfung nach den Vorschriften des Public Company Accounting Oversight Board (PCAOB) erfolgt. Zudem sind diese Zahlen aufgrund der kleinen Anzahl an US GAAP-Unternehmen anfällig für Ausreisser, da lediglich sechs der zehn US GAAP-Unternehmen Teil des SPI ex SMI sind. Bei den IFRS-Anwendern sind die durchschnittlichen Revisionshonorare relativ stabil geblieben, obwohl seit 2013 im SPI ex SMI weniger Unternehmen IFRS anwenden. Sowohl die Anzahl Anwender wie auch die durchschnittlichen Revisionshonorare der Swiss GAAP FER-Anwender haben seit 2013 leicht zugenommen. Insgesamt sind die Swiss GAAP FER jedoch ein Standard für die kleineren börsenkotierten Unternehmen. Dies erkennt man auch daran, dass die durchschnittlichen Revisionshonorare kleiner sind als bei US GAAP- und IFRS-Anwender. Das Bankengesetz wird grundsätzlich nur von kleineren börsenkotierten Banken angewendet. Trotzdem sind die durchschnittlichen Revisionshonorare grösser als bei Swiss GAAP FER. Dies deutet auf die hohe Regulierung der Banken und die damit verbundenen höheren Kosten hin (vgl. Abbildung 16).

Abbildung 16 DURCHSCHNITTLICHE REVISIONSHONORARE NACH RECHNUNGSLEGUNGS­STANDARDS SPI ex SMI

in CHF Mio.

Je höher der Detaillierungsgrad eines Standards, desto höher fallen die durchschnittlich gezahlten Honorare aus. Bei den US-GAAP ist dieser Effekt indes etwas überzeichnet, da deren Anwender meist grosse Unternehmen sind - bei den IFRS gibt es demgegenüber auch viele kleinere und mittelgrosse kotierte Unternehmen.

06

Fazit

Der Revisionsmarkt bei kotierten Unternehmen in der Schweiz hat 2018 ein Volumen von CHF 568 Mio. Seit Beginn der Erhebung im Jahr 2013 (CHF 557 Mio.) ist dieses im Wesentlichen unverändert. Rund 70% dieses Marktes macht der SMI mit CHF 398 Mio. aus, was zeigt, dass bei grösseren Unternehmen der Prüfungsaufwand und somit auch das Revisionshonorar höher sind. Die Honorare für zusätzliche Dienstleistungen haben sich sowohl im SPI als auch im SMI seit 2013 nur wenig geändert. Die im SMI bezahlten Honorare für zusätzliche Dienstleistungen von CHF 82 Mio. machen 64% der im SPI bezahlten Zusatzhonorare von CHF 128 Mio. aus.

 

Auch bei der Amtsdauer der Revisionsstelle unterscheiden sich Unternehmen des SMI von denjenigen des SPI: So beträgt die Mandatsdauer der Revisionsstelle bei SMI-Unternehmen im Durchschnitt 20 Jahre und bei SPI-Unternehmen 15.9 Jahre. Rund ein Viertel der Schweizer börsenkotierten Unternehmen würde den Vorschriften der EU, die eine Rotation nach spätestens 20 Jahren vorsehen, nicht genügen. Dagegen würden die meisten Schweizer börsenkotierten Unternehmen das von der EU vorgegebene Limit für zusätzliche Dienstleistungen einhalten, zumal lediglich 19 Unternehmen die 70%-Schwelle für zusätzliche Honorare überschreiten.

 

Die erstmals durchgeführte Untersuchung der Revisionshonorare nach Branchen zeigt, dass bei Unternehmen, die in der Finanzdienstleistungsbranche tätig sind, die höchsten Revisionshonorare festzustellen sind. Dies liegt einerseits an der Grösse und Komplexität der Finanzdienstleistungsunternehmen, anderseits an der starken Regulierung im Finanzsektor, was den Prüfungsaufwand wie auch das Prüfungsrisiko zusätzlich erhöht.

 

Im Schweizer Markt ist weiterhin eine deutliche Dominanz der Big 3 zu erkennen. Von den untersuchten Unternehmen werden 88% von Big 3-Gesellschaften geprüft und deren Marktanteil am Revisionshonorar beträgt 93%. Es ist nicht zu erwarten, dass sich der Revisionsmarkt für mittlere und kleine Revisionsgesellschaften öffnen wird. Wechselt nämlich ein Unternehmen die Revisionsstelle, folgt fast immer eine ebenfalls grosse Revisionsgesellschaft. Insgesamt haben im Jahr 2018 sechs Unternehmen ihre Revisionsstelle gewechselt, was einer Honorarverschiebung von CHF 38 Mio. entspricht, wovon der Wechsel von ABB alleine schon CHF 34 Mio. ausmacht. BDO und die übrigen kleineren Revisionsgesellschaften haben keine neuen Honorare akquiriert. Die Revisionsstellenwechsel haben also insgesamt wenig Einfluss auf die Konzentration in der Branche und die Dominanz der Big 4 ist weiterhin deutlich ersichtlich. Bei den sechs Unternehmen, die ihre Revisionsstelle gewechselt haben, ist bei dreien das Honorar gesunken. Betrachtet man den gesamten Untersuchungszeitraum 2013 – 2018, so ist von den insgesamt 43 Revisionsstellenwechseln bei 32 Unternehmen das Honorar gesunken. Eine Erklärung hierfür ist, dass der Revisionsmarkt ein Verdrängungsmarkt ist und deshalb tiefere Honorare offeriert werden, um sich gegenüber der Konkurrenz durchzusetzen. In Anbetracht dessen ist nicht zu erwarten, dass die Revisionshonorare in Zukunft wesentlich steigen werden.

 

Die IFRS bleiben der verbreitetste Rechnungslegungsstandard im SPI (54%), gefolgt von den Swiss GAAP FER (33%). Dass sich die IFRS auf international tätige Gesellschaften ausrichten, sieht man an der noch höheren Verbreitung von IFRS im SMI (75%). Trotzdem hat sich in den letzten Jahren eine Tendenz zum Wechsel auf Swiss GAAP FER abgezeichnet, die auf verschiedene Gründe zurückzuführen ist, insbesondere auf Compliance- und Kostenaspekte. Wenn die Komplexität der IFRS weiter zunehmen sollte, ist zu erwarten, dass der Trend weg von IFRS hin zu Swiss GAAP FER gerade bei kleineren und mittelgrossen kotierten Industrieunternehmen anhalten wird. Wenig wahrscheinlich ist jedoch, dass grosse börsenkotierte Unternehmen mit einem internationalen Aktionariat den Rechnungslegungsstandard wechseln. Internationale Kapitalgeber verlangen, dass die Finanzberichterstattung international vergleichbar ist, was durch die Anwendung von IFRS besser ermöglicht wird als durch Swiss GAAP FER.

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