Da sich der Ablauf einer Revision nach den Prüfungsstandards richtet, läuft ein guter Teil der Prüfungsarbeiten nach festen Mustern und Schemen ab. Dabei liesse sich dieser Teil gut automatisieren. Die Wirtschaftsprüfung verfügt hierfür über verschiedene zukunftsgerichtete Werkzeuge mit künstliche Intelligenz (KI)-Potenzial, die die Zusammenarbeit zwischen Prüfungsteams und Kunden automatisieren und optimieren können. Eines dieser Tools ist der Chatbot. Dabei handelt es sich um ein textbasiertes Dialogsystem, welches Benutzer durch umfangreiche Prozesse führt, die immer ähnlich ablaufen. Insbesondere die Routinearbeiten in der Revision bieten ein ideales Umfeld, solche Technologien sinnvoll und effizient einzusetzen, da Abläufe jedes Jahr in gleicher Weise erfolgen und Prüfungshandlungen jeweils nach klaren Vorgaben der Prüfungsstandards durchgeführt werden.
Der Einsatz von Chatbots unterliegt aber auch Einschränkungen. So können Chatbots nur Themen behandeln, für die sie trainiert oder besser programmiert worden sind. Zudem können der Mensch und seine Fähigkeit, vernetzt zu denken und Sachverhalte kritisch zu beurteilen, zum heutigen Zeitpunkt nicht durch automatisierte Prozesse oder Einsatz von heute verfügbarer KI ersetzt werden. Die Überlegenheit der heute verfügbaren KI liegt somit nicht in der vermeintlichen Intelligenz, sondern eher in der atemberaubenden Geschwindigkeit zur Verarbeitung von Daten, selbst wenn diese ein enormes Volumen annehmen, und der jederzeitigen Verfügbarkeit solcher Systeme.
Schliesslich ist es nicht Ziel, wie vielfach prophezeit, Menschen zu ersetzen, sondern die roboterhaften Tätigkeiten an den Bot auszulagern und Wirtschaftsprüfer von monotonen Arbeiten zu entlasten. Denn für die Bedienung von KI und der Auswertung der Resultate braucht es immer noch die Expertin oder den Experten.
Nay, Martin / Gwerder, Daniel (2019): „Robotergestützte Automatisierung der Wirtschaftsprüfung – Trends, Szenarien, Potenziale und mittelfristige Grenzen“, in: EXPERT FOCUS, Heft 4, 2019, S. 256–260.