In der kürzlich erschienenen Beilage der Handelszeitung vom 06. Februar 2020 thematisiert Martin Nay ein separates Regelwerk des IAASB für «Less Complex Entities». Durch zunehmende Vernetzung und technologischer Fortschritt ist die Wirtschaftswelt in ständigem Wandel und gewinnt an Komplexität. Dies hat auch Auswirkungen auf die Wirtschaftsprüfung. Die durch das International Auditing and Assurance Standards Board (IAASB) veröffentlichten International Standards on Auditing (SAI) und bilden die Grundlage der Wirtschaftsprüfung. In über 130 Ländern angewendet, soll dieses mittlerweile 1500 Seiten umfassende Handbuch Qualität und Einheitlichkeit garantieren.
Die Anwendung der stetig komplexeren Standards gestaltet sich in Bezug auf kleinere Unternehmen, den sogenannten Less Complex Entities (LCE), immer schwieriger. Die Anwendung der umfangreichen ISA verunmöglicht zunehmend eine effiziente Revision und sorgt für hohe Kosten bei kleinen Unternehmen. Die Tragweite dieses Problems ist weltweit nicht zu unterschätzen, da der Grossteil der durchgeführten Revisionen auf kleine und mittelgrosse Unternehmen entfallen.
Das IAASB zeigt drei Wege auf, um diese Problematik zu entschärfen:
- Eine Teil- oder Gesamtrevision der ISA
- Eine Orientierungshilfe zur Rechnungsprüfung in Form eines Prüfungshinweises für Auditoren, die sich mit kleinen Unternehmen befassen
- Ein separates, von den ISA unabhängiges Regelwerk für LCE
Als Vorbild für dieses separate Regelwerk kann die Schweiz dienen. Seit 2008 gibt es die Unterscheidung zwischen ordentlicher und eingeschränkter Revision. Letztere wird deutlich häufiger durchgeführt. Eine internationale Regelung von Prüfungen für LCE würde sich gut in das bestehende Schweizer Modell einbinden. Unternehmen, welche die Grössenkriterien überschreiten, haben weiterhin eine ordentliche Revision durchzuführen. Einheiten unterhalb der Schwellenwerte unterliegen einer eingeschränkten Revision. Weniger komplexe und privat gehaltene Unternehmen könnten nach den neuen Standards für LCE geprüft werden.
Die Aufteilung der Auditing-Standards in solche für grosse und für kleine Unternehmen ist international umstritten. Es wird befürchtet, dass sie nicht qualitativ gleichwertig wahrgenommen wird. In der Schweiz hat sich aber die Unterscheidung zwischen ordentlicher und eingeschränkter Revision bewährt. Nun ist es am IAASB, die Aktualität des Themas zu nutzen und genau zu definieren, für wen die neuen Standards gelten.
Beitrag verfasst von Martin Nay, erschienen im Wirtschaftsprüfungsspezial der Handelszeitung vom 06. Februar 2020.