22. Januar 2021

Revisionsbranche als „Spielball“ des Parlaments? Abschaffung der eingeschränkten Revision in Raten?

Summary by SAM

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Daniel Bättig / Rico A. Camponovo – Die Publikation der neuesten SECO-Studie zu den Regulierungskosten der eingeschränkten Revision wirft die Frage auf, wie viele zusätzliche Opting-outs auf die Branche zukommen würden und ob bald die Abschaffung der eingeschränkten Revision droht. Gewichtige Reduktionen sind auch bei der Anzahl der Revisionsanbieter zu befürchten.

Gemäss der SECO-Studie würde der Verzicht auf die 20’000 Revisionen die KMUs um CHF 159 Mio. entlasten (geht man von den BfS-Zahlen aus, wären es CHF 264 Mio.). Ob bei einer Firma mit knapp 50 Angestellten die Einsparung von rund CHF 8’000 (durchschnittliches Revisionshonorar in diesem Segment gemäss der SECO-Studie) wirklich ins Gewicht fällt, ist eine berechtigte Frage. Zudem wird dadurch implizit suggeriert, dass die eingeschränkte Revision kaum einen Wert für das Unternehmen generiert. Neben einer höheren Qualität der Rechnungslegung hat der kritische Blick und der Erfahrungsschatz des unabhängigen Prüfers bestimmt schon vielen Unternehmen geholfen, kostspielige Fehler zu vermeiden. Nicht zuletzt fragt sich der kritische Beobachter, ob mit der vorgeschlagenen Massnahme die Prioritäten in der Unternehmensregulierung richtig gesetzt würden. Der Bundesrat wies in seiner Botschaft (19.043) bereits im Sommer 2019 darauf hin, dass der Revisi-onsstelle im Zusammenhang mit Konkursen eine wichtige Rolle zukommt und das Opting-out eigent-lich abzuschaffen wäre (er anerkennt indes, dass dies politisch nicht mehrheitsfähig wäre). Gemäss ei-nem kürzlich erschienen Artikel in der Aktuellen Juristischen Praxis (AJP, 11/2020, S. 1396 ff.) geht Prof. Dr. Franco Lorandi davon aus, dass durch Konkurse jährlich Gläubigerverluste (darunter sind auch viele KMUs) von bis zu CHF 11 Mrd. entstehen. In Anbetracht dessen scheinen die Einsparungen von jährlich CHF 159 Mio. schon fast vernachlässigbar – zumal ironischerweise gerade die Revisionsstelle unter Umständen auch bei der Prävention von Konkursen ihren Beitrag leisten kann. Während es zu begrüssen ist, dass sich die Politik KMU-freundlich zeigen will, ist es wichtig, die Massnahmen im Gesamtkontext zu betrachten und nicht einzelne Aspekte isoliert herauszupicken und medienwirksam zu vermarkten.

 

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