6. Mai 2019

Eine kurze Geschichte der Regulierung des Rechnungswesens

Summary by SAM

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Jeder Aspekt unseres Lebens wird von Regeln und Richtlinien beeinflusst und so auch die Rechnungslegung. Die omnipräsente Regulierung wirft die Frage nach deren Kosten-Nutzen-Verhältnis auf. Luzi Hail (2019) zeigt anhand von fünf Beispielen aus der jüngeren Geschichte der Rechnungslegung auf, welche Lehren daraus gezogen werden können und wie eine umfängliche Regulierung das menschliche Verhalten sowie die Berichterstattung der Unternehmen beeinflusst:

Rechnungslegung als Katalysator für Innovation und wirtschaftliche Entwicklung

Die Buchführung ermöglichte, dass sich Drittpersonen als Investoren an den Handelsgeschäften beteiligten und am Gewinn partizipieren. So war ein Kaufmann nun in der Lage, Gewinne und Zinsen genau zu ermitteln und zu verteilen. Diese Funktion hat das Rechnungswesen als Instrument zur Betriebsführung, Informationsvermittlung und Rechenschaftsablage bis heute beibehalten.

Regulierung als Schutz vor Marktversagen und unternehmerischem Fehlverhalten

Regulierung ist in der Tendenz reaktiv, als Antwort auf bestehende Missstände zu verstehen. Denn die ursprüngliche Intention einer Regulierung des Rechnungswesens ist häufig auf beobachtetes Marktversagen und unternehmerisches Fehlverhalten zurückzuführen. Mit Regulierung sollte ein Schutzmechanismus geschaffen werden, der ein solches Verhalten und Versagen der Marktkräfte in Zukunft unterbindet.

Regulierung mit begrenzter Wirksamkeit

Es wird immer diskutiert, ob jegliche Regulierung nicht prinzipiell zu spät kommt, von wenig Sachkunde zeugt und in ihrer Wirkung fragwürdig ist. Empirische Untersuchungen zeigen tatsächlich, dass Regulierungsmassnahmen in der Regel im Nachgang zu einem Skandal erlassen werden. Daraus folg nun aber nicht, dass danach keine weiteren Skandale mehr auftreten und das Problem des Marktversagens gelöst wäre, wie man es bei einer wirksamen Regulierung erwarten dürfte. Reaktive Regulierung kann nur begrenzt unternehmerisches Fehlverhalten unterbinden und Investorenschutz bieten.

Wirksame Regulierung braucht flankierende Massnahmen

Die Einführung neuer Regeln und Standards per se genügt nicht. Vielmehr hängt der Erfolg einer neuen Regulierung von flankierenden Massnamen zur Durchsetzung sowie von den gesetzlichen Anreizen für die Manager der betroffenen Unternehmen ab.

Regulierung kann zu unbeabsichtigten Nebenwirkungen führen

Es zeigt sich, dass Regulierungsbemühungen nicht immer die angestrebten Ziele erreichen, sondern im Zusammenspiel mit bereits etablierten Institutionen zu unbeabsichtigten Nebenwirkungen führen können. Man sollte deshalb die Einführung einer neuen Vorschrift nicht isoliert betrachten, sondern muss sie jeweils im Zusammenhang mit den anderen Eigenschaften eines bestehenden Systems beurteilen.

Anhand ausgewählter Beispiele aus der Geschichte der Rechnungslegung zeigt dieser Beitrag die Möglichkeiten und Grenzen einer wirksamen Regulierung auf. Daraus lassen sich Einsichten ableiten, wie Regulierung funktioniert und wie sie nicht nur das menschliche Verhalten beeinflusst, sondern auch wann und weshalb Unternehmen über ihre finanzielle Performance berichten. Die empirische Kapitalmarktforschung steht erst am Anfang dieser Entwicklung. Etliche Fragestellungen zum Thema Regulierung bleiben ungeklärt. Es gibt somit noch viel zu tun für künftige Forschungsprojekte und Forschergenerationen, um diese komplexen Zusammenhänge besser zu verstehen.

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